Was geschah in der Nacht auf den 21. April vor dem Delta-Musik-Park? Und was hat dazu geführt, dass ein 26 Jahre alter Marokkaner zwei Tage später im Krankenhaus verstarb? Die ungeklärten Vorgänge an Duisburgs Groß-Disco in Hamborn beschäftigen auch sieben Wochen später nicht nur die Angehörigen des Opfers, sondern auch weiterhin die Staatsanwaltschaft.

Erstmals hat sich jetzt Staatsanwalt Martin Hein auf Nachfrage zu den Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Disco geäußert. Drei der sieben Beteiligten sind der fahrlässigen Körperverletzung mit Todesfolge beschuldigt. Möglicherweise starb O. am „lagebedingten Erstickungstod“. Dann könnten die Vorwürfe auch auf fahrlässige Tötung lauten.

Familie veröffentlichte Fotos

Wie berichtet wurde der 26-jährige Abdelmajid O. in besagter Nacht beim Aufbruch eines Autos erwischt und von Servicekräften der Großraumdiskothek, die sich nachts in Folge einer Serie von Autoaufbrüchen auf die Lauer gelegt hatten, überwältigt und fixiert. Er kollabierte, nach Polizeiangaben reanimierten zwei Beamte den Marokkaner. Zwei Tage später starb O. im Krankenhaus.

Seinen Angehörigen und Freunden, vielen Menschen in Bruckhausen lässt der ungeklärte Todesfall keine Ruhe. Seine Familie hatte Mitte Mai Fotos ihres heftig verprügelten Sohnes veröffentlicht – und damit widerlegte, was die Polizei nach der Obduktion gemeldet hatte: „keine Anzeichen äußerer Gewalteinwirkung festgestellt“.

Beschuldigt sind zurzeit nur drei der sieben Delta-Mitarbeiter, die in jener Nacht im Dienst waren, um den unbekannten Autoknacker zu fangen. Disco-Betreiber Hans-Bernd Pikkemaat hatte sie nach Drohungen allesamt vom Dienst freigestellt – „zu deren eigener Sicherheit und auf Anraten der Polizei“, sagte er vor drei Wochen.

Staatsanwalt Martin Hein leitet das Ermittlungsverfahren derzeit noch wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Er erweist aber auf die laufenden Untersuchungen am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Düsseldorf: „Auch ein lagebedingter Erstickungstod kommt in Betracht.“ Kommen die Sachverständigen zu diesem Schluss, könnten die Vorwürfe auch auf fahrlässige Tötung lauten. In der Vergangenheit endeten einige Verfahren, in denen Gerichtsmediziner einen lagebedingten Erstickungstod diagnostiziert hatten, jedoch auch mit Freisprüchen für die Angeklagten, etwa Polizisten. Hein spricht von einer „speziellen Problematik“. Die Polizei hatte nach der Obduktion gemeldet, O. sei letztlich an seinem Erbrochenen erstickt.

Die beschuldigten Delta-Mitarbeiter sollen Abdelmajid O. nach Angaben der Polizei zu Boden gebracht und sich auf den Rücken des Mannes gekniet haben, der nach Auskunft seiner Verwandten etwa 60 Kilo wog. Als die alarmierten Polizisten eintrafen, war der 26-Jährige bewusstlos. Die beiden kräftigeren Männer, die den Autoknacker fangen sollten, seien keine Türsteher, „haben aber auch Sicherheitslehrgänge besucht“, erklärte der Disco-Betreiber. „Das sind keine Laien gewesen.“ Ein höheres Risiko, lagebedingt zu ersticken, haben neben Herz-Kreislauf-Patienten auch Übergewichtige und Drogenkonsumenten. Ob O., der sich nach Angaben der Delta-Mitarbeiter heftig gewehrt haben soll, unter Drogeneinfluss stand, ist laut Staatsanwalt Hein ebenfalls „Gegenstand der Ermittlungen“. Wann die Gerichtsmediziner aus Düsseldorf ihren finalen Bericht vorlegen werden, sei nicht absehbar.