Die Bevölkerung altert, die Polizei, ihr „Freund und Helfer“ auch - auch in Duisburg. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Beamten: Ältere, langgediente Polizisten werden zunehmend in den Vorruhestand geschickt. Die verbliebenen Belegschaften kämpfen täglich mit der immer neuen Anforderungen, wachsender Arbeitsverdichtung. Viele Überstunden sind an der Tagesordnung. Über diese Diagnose waren sich Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) und Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft, bei einer Podiumsdiskussion in der Kreuzeskirche Marxloh einig. Doch während Lobbyist Wendt langfristig bis zu 300 neue Polizeibeamte für Duisburg forderte, verwies Minister auf die aktuellen Stellenzuweisungen für die Stadt und NRW: „Wir stellen so viel Polizeibeamte in NRW ein wie noch nie.“ Dabei wird laut GdP in Düsseldorf auch über einen Stellenabbau diskutiert.
„Duisburg hat eine besondere Situation“, begründete Wendt seine Forderung. „Duisburg hat sowohl mit Rockergruppen und gewaltbereiten Fußball Hooligans als auch mit einer starken Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien zu tun. Und vieles mehr an Aufgaben wird auf diese Stadt zukommen“, so der Polizeigewerkschafter.
Duisburg braucht mehr
An Minister Jäger gerichtet: „Daher müssen Sie hier etwas Besonderes tun, wenn hier Polizeikräfte zugewiesen werden. Duisburg braucht deutlich mehr Polizisten, langfristig mindestens 300 mehr.“ Wegen der besonderen Probleme der Stadt müsse die Zahl der Beamten in Duisburg auf insgesamt rund 1700 erhöht werden. Jäger signalisierte Verständnis.
Doch Wendt, selbst Jahrzehnte Polizeibeamter in Duisburg, schob nach. Er kritisierte, dass das Landesinnenministerium die Polizei in NRW mit neuen Direktiven zusätzlich und „unnötig“ belaste. So habe sich der Druck auf ältere Polizeibeamte erhöht „durch direkte Anweisung, direkten Befehl Ihres Hauses“ an Leiter von Polizeibehörden, „ältere Beamte, die nicht mehr ganz taufrisch sind, zum Polizeiarzt zu schicken und sie aus dem Polizeidienst heraus in den Vorruhestand zu drängen.“ Die Zahl der Betroffenen habe sich in einzelnen Behörden mehr als verdreifacht, so der Gewerkschafter: „So kann man mit Menschen, die jahrzehntelang den Kopf hingehalten haben, nicht umgehen! „
Minister Jäger konterte und sprach von einem klassischen Zielkonflikt: „Einerseits erwarten die Bürger möglichst viele, topfitte Polizeibeamte, im Wach- und Wechseldienst , also im Schichtsystem, die möglichst oft im Streifenwagen sitzen und in Minuten da sind, wenn die Bürger in Not geraten.“ Das sei nicht zu kritisieren. Im Gegenteil: „Der steuerzahlende Bürger hat ein Recht darauf!“ Andererseits gebe es aber immer mehr Beamte, die diese Anforderungen nicht mehr erfüllen könnten. Für diese Kollegen gäbe es bei der Polizei nur begrenzt Arbeitsplätze, z. B. in Leitstellen, mit denen man diese Entwicklung kompensieren könne. Jäger: „Natürlich beobachten wir im Ministerium diese Entwicklung mit Sorge.“ So versuche man mit Sportprogrammen für ältere Beamte gegenzusteuern: „Hauptziel muss sein, die Beamten fit zu halten!“ Doch den Polizeibeamten, die völlig dienstuntauglich seien, müsse man eine andere Perspektive geben. Der Mangel an Respekt in der Bevölkerung, zunehmende verbale und körperliche Angriffe, belasteten die Polizisten „mehr als alles andere“.