Diesmal freut sich der Duisburger Kindertheatermacher Tom Teuer ganz besonders auf die Premiere: Seine 14. Produktion „Des Kaisers neue Kleider“ wird zum ersten Mal gezeigt beim Kinderkultur-Festival im Innenhafen – und das zieht erfahrungsgemäß viel Publikum ins Theaterzelt. Das spielt eine wichtige Rolle, denn am Ende muss doch endlich einer dem eitlen, selbstverliebten, dummen Kaiser mal die Wahrheit sagen! Der steht zwar nicht nackt da, sieht aber – so viel darf verraten werden – ziemlich dämlich aus. „Es wird ein komischer Schluss eines komischen Stücks“, verspricht Regisseurin Kattrin Kupke, die nach ihrer Schauspielausbildung vor allem als Clownin gearbeitet hat. „Komik gehört immer zum Theater. Und wir versuchen, komische Unerhaltung zu machen für Menschen ab vier Jahren.“

Das Märchen von Hans-Christian Andersen wird in einer eigenen Bearbeitung gespielt, die auf Tom Teuer als Solo-Darsteller zugeschnitten ist. Er tritt zunächst als Herrenschneider Konrad Knopfloch auf, der gerne aus dem Nähkästchen plaudert und dabei auch schon mal den Faden verliert. Weil in seiner Schneiderwerkstatt zur Zeit keine Kunden sind, erzählt er den Kindern seine Lieblingsschneidergeschichten. Eine handelt vom „tapferen Schneiderlein“, seine allerliebste aber ist die von „Des Kaisers neuen Kleidern“.

Darin geht es um einen Kaiser in der Barockzeit, der schöne Kleider so sehr liebte, dass er sein ganzes Geld dafür ausgab. Darüber vergaß er sogar, sich um sein Volk und sein Kaiserreich zu kümmern. Lieber beschäftigte er sich noch mit seinem Krönchen tragenden Schoßhündchen Gucci.

Zur selben Zeit lebte ein Schneider, der dem Kaiser zeigte, wie eitel und faul er war. Meister Yves Saint Nadelöhr versprach dem Kaiser die schönsten Kleider zu nähen, so schön wie er sie noch nie gesehen hatte. Und die Kleider sollten für dumme Menschen und solche, die in ihrem Amt nichts taugen, unsichtbar sein. Schließlich probiert der Kaiser die „unsichtbaren“ Kleider an – weder er selbst noch am Hof ließ sich jemand anmerken, dass die Kleider nicht zu sehen waren. Erst als er sich dem Volk zeigt, sagt ein Kind die Wahrheit.

Urteilsvermögen stärken

„Die Geschichte ist sehr zeitgemäß“, sagt Tom Teuer. „Sie macht Mut dazu, mal dem gesunden Menschenverstand zu vertrauen und stärkt das Urteilsvermögen der Kinder.“ Für Kattrin Kupke geht es auch darum, auf ein allzu ausgeprägtes Modebewusstsein aufmerksam zu machen.

Der Kaiser sei regelrecht süchtig danach, stets Neues zu tragen. Eigentlich diene Kleidung ja auch dazu, sich auszudrücken – stattdessen ließen sie viele von immer schneller wechselnden Modetrends beherrschen. Die Erwachsenen im Publikum dürfen durchaus darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen diese immer neue Kleidung entsteht.