Nach den tollen Tagen beginnt mit dem Aschermittwoch traditionell die Fastenzeit. Bis Ostern verzichten viele Menschen freiwillig auf bestimmte Genussmittel wie Alkohol oder Tabak oder essen beispielsweise kein Fleisch oder Süßigkeiten.

In der christlichen Glaubenskultur gedenkt man so den 40 Tagen, die Jesus Christus fastend und betend in der Wüste verbrachte.

Nicolaus Vorwerk Foto : WAZ , Stephan Eickershoff
Nicolaus Vorwerk Foto : WAZ , Stephan Eickershoff © WAZ

Ein Brauch, der an Bedeutung verliere, meint Nicolas Vorwerk. Der 16-jährige Schüler sieht keinen Sinn im Fasten: „Warum soll man auf etwas verzichten, wenn man nicht daran glaubt?” Für ihn ist die Fastenzeit eine Erscheinung, die nur gläubige Leute betrifft, „und davon gibt es ja immer weniger.” In seinem Freundeskreis kennt Nicolas niemanden, der fastet: „Für die Jugendlichen heute ist das eigentlich kein Thema mehr.”

Olrik Sirringhaus Foto : WAZ , Stephan Eickershoff
Olrik Sirringhaus Foto : WAZ , Stephan Eickershoff © WAZ

Auch für Olrik Sirringhaus ist Fasten kein Muss. „Das soll jeder handhaben wie er will”, erklärt der 42-Jährige, „einige Bekannte von mir haben es des öfteren gemacht und sich danach gut gefühlt. Aber das muss ja nicht für jeden gelten. Für mich ist das nichts.”

Alexandra Scharphals mit Sohn Jan Foto : WAZ , Stephan Eickershoff
Alexandra Scharphals mit Sohn Jan Foto : WAZ , Stephan Eickershoff © WAZ

Den Gedanken, Verzicht zu üben, um bestimmte Dinge mehr schätzen zu lernen, hält Alexandra Scharphals eigentlich für sinnvoll. „Es ist an sich ja keine schlechte Idee, maßvoll zu sein und nicht alles einfach als gegeben zu sehen”, sagt die 33-jährige Mutter. Natürlich wolle sie ihrem Sohn Jan (11) eine gewisse Bescheidenheit mit auf den Weg geben, „aber deshalb wird bei uns nicht gefastet.” Die Fastenzeit im christlichen Sinne sei eher etwas für die älteren Semester – „die sind ja auch noch mit anderen Idealen aufgewachsen und sehr viel strenger und christlicher erzogen worden. Und überhaupt müssen wir ja heute sowieso auf immer mehr verzichten.”

Eine Einschätzung, die Mathias Schumacher teilt. Der 22-jährige Student sieht die Thematik pragmatisch: „Eigentlich ist man doch froh, wenn man etwas hat, warum soll man dann freiwillig darauf verzichten?” Fasten ist für ihn kein Thema.

Dieter und Sigrid T. Foto : WAZ , Stephan Eickershoff
Dieter und Sigrid T. Foto : WAZ , Stephan Eickershoff © WAZ

„Natürlich gibt es bei uns an Aschermittwoch kein Fleisch”, erklärt Rentnerin Sigrid T., „das haben wir halt von kleinauf so gelernt. Auch wenn wir nicht mehr in der Kirche sind, halten wir daran fest.” Ihr Mann Dieter fügt hinzu: „In unseren Augen macht Fasten schon Sinn.” Sigrid möchte sich in der Fastenzeit gesünder ernähren, „allein schon wegen meines Cholesterins”. Die beiden Senioren sind sich einig: „Wenn mehr Leute wüssten, was Verzicht und Bescheidenheit bedeuten, wäre sicher einiges besser.”

Auslaufmodell Fastenzeit? Zumindest für junge Duisburger scheint der alte Brauch längst überholt zu sein. „Wir müssen den Gürtel auch so enger schnallen”, sagt Mathias.

Siehe auch: Online-Umfrage