Duisburg.. Sind mit der Spiellizenz für die neue Saison beim MSV Duisburg die Sorgen vom Tisch? Wohl kaum. Wie prekär die Finanzlage und wie gereizt die Stimmung im Verein ist, zeigt der interne Briefwechsel zwischen Walter Hellmich und MSV-Boss Udo Kirmse kurz vor der Rettung.

„Totengräber von innen und außen“ hätten „ganze Arbeit geleistet“, wettert Baumogul Hellmich vor allem gegen Aufsichtsräte. Der MSV-Präsident dagegen mahnt, eine langfristige Sanierung „nicht durch gezielte Störfeuer“ zu behindern. Zentraler Baustein dafür sei die Senkung der Stadionmiete. „Die vom Großteil der Stadionprojektgesellschafter, der Stadt und Ihren Vertretern, den städtischen Unternehmen präferierte Lösung der Stadionumschuldung findet die breite Unterstützung aller MSV-Gremien“, schreibt Kirmse. Bedeutet: Die Stadt wird bei einer Lösung für den MSV eine entscheidende Rolle spielen. Sie ist schließlich mit Millionenbeträgen beim Verein und bei der Stadiongesellschaft involviert. Die NRZ listet die Finanzbeziehungen auf:

1,5 Mio Euro beträgt das Darlehen, das die Wirtschaftsbetriebe dem MSV im Jahr 2003 gewährt haben. Es handele sich dabei um einen reinen Kredit, erklärt eine Sprecherin auf NRZ-Nachfrage. 850.000 Euro seien davon noch offen.

0,7 Mio Euro stunden die Wirtschaftsbetriebe dem MSV für die kommende Saison, ein Teil davon sind Tilgungszahlungen für den o.g. Kredit, der anderer Teil sind Kosten für die Stadion-Reinigung. „Es handelt sich um gewerbliche Reinigungsleistungen, das heißt sie sind für die Bürger nicht gebührenrelevant“, betont die Sprecherin.

Insgesamt zwei Millionen Euro von den Stadtwerken

2 Mio Euro umfassen zwei Darlehen, die der MSV von den Stadtwerken erhalten hat. Ein Darlehen in Höhe von 1,5 Mio Euro stammt aus dem Jahr 2004, das zweite über eine halbe Million Euro aus Mitte 2012. Beide Darlehen habe der Aufsichtsrat beschlossen, teilt ein Stadtwerke-Sprecher auf Nachfrage mit.

0,7 Mio Euro stunden auch die Stadtwerke dem MSV, wie bei den Wirtschaftsbetrieben handelt es sich zum einen um Tilgungszahlungen für die beiden Darlehen, zum anderen um Energiekosten für die neue Saison.

3 Mio Euro sollen die Stadtwerke für die Trikotwerbung innerhalb von drei Jahren zahlen. Weder die Stadtwerke noch der MSV bestätigen die Summe, über die Stillschweigen vereinbart wurde. Der Vertrag läuft noch eine Saison, die Stadtwerke sind mit ihrer Onlinemarke „Rheinpower“ bereits seit Sommer 2009 Trikotsponsor beim MSV. Damit sind sie mit Schauinslandreisen die größten MSV-Sponsoren. Wie aus Konzernkreisen zu hören ist, will der Energieversorger den Kontrakt nach der neuen Saison und dann fünf Jahren nicht mehr verlängern.

Darlehen für den MSV Duisburg war als städtischer Zuschuss vorgesehen

2 Mio Euro umfasst das zinslose Darlehen, dass die Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft (DBV) der Stadiongesellschaft gewährt hat. Die DBV ist eine hundertprozentige Stadttochter. CDU und Grüne im Rat hatten den Kredit im März 2005 bewilligt, nachdem sich der Business-Bereichs um 8 Mio Euro verteuert hatte, ursprünglich war das Darlehen sogar als städtischer Zuschuss vorgesehen. Wie die Stadt vor einem Jahr bestätigte, ist sie selbst seit 2009 Darlehensgeber. Eigentlich sollte der auf 20 Jahre angelegte Kredit nur drei Jahre tilgungsfrei bleiben, wird aber weiterhin nicht getilgt.

2,5 Mio Euro beträgt die Einlage der DBV an der Stadionprojekt-KG. Die DBV trägt damit ein Drittel an der Besitzgesellschaft des Stadions. Beim Einstieg der Stadttochter war von einer geplanten Verzinsung von 5,5 Prozent der Einlage die Rede, also rund 120.000 Euro im Jahr. „Die Einnahmen sind aufgrund der Mietverträge als sicher anzusehen“, heißt im Beschlusspapier von 2005. Ein Trugschluss, wie sich Jahre später herausstellt. Laut Hellmich wurden in seiner Ära Stadionmieten pünktlich gezahlt und über 15 Mio Euro getilgt: „Von all dem ist nichts mehr übrig“, so Hellmich. Die Stadionmiete könne schon lange nicht mehr gezahlt werden.

7,5 Mio Euro beträgt der Zuschuss der Stadt zum Arena-Neubau und wurde bereits 2002 unter der damaligen Oberbürgermeisterin Zieling beschlossen.

28 Mio Euro beträgt die Grundbuchschuld, die zu Lasten des Erbbaurechts am Grundstück eingetragen ist. Das Grundstück ist im Besitz der Stadt Duisburg.