Duisburg. Kann man mit bislang erlaubten 1,6 Promille noch sicher Fahrrad fahren? Die Politik will den Richtwert absenken. Wie nüchtern geht es auf Duisburgs Straßen zu?

Kann man mit 1,6 Promille noch sicher Fahrrad fahren? Die deutschen Innenminister bezweifeln das und wollen auf ihrem Frühjahrstreffen in der kommenden Woche offenbar den Wert senken - unklar ist noch, wo künftig die Grenze liegen soll. Anlass für die Debatte sind laut Innenministerkonferenz bundesweit „besorgniserregende Zahlen“ über Radler-Unfälle. 2011 verunglückten nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) bundesweit 3725 Radfahrer nach dem Konsum von Alkohol. Wie schaut das in Duisburg aus?

Tödlicher Unfall: Helm auf dem Kopf, aber 1,6 Promille im Blut

Auch auf Duisburgs Straßen sprechen die Zahlen eine beunruhigende Sprache. So sind nach Auskunft der Polizei in den vergangenen zwei Jahren exakt 100 betrunkene bzw. volltrunkene Radfahrer bei der Polizei aktenkundig geworden. 61 Radler, weil sie in einen Verkehrsunfall verwickelt waren und reichlich Alkohol im Blut aufwiesen. Darunter ein 47-jähriger Mann in Rheinhausen, der im Februar 2012 mit 1,6 Promille im Blut, aber ausgestattet mit Helm und Schutzkleidung, plötzlich eine Hauptstraße überqueren wollte und von einem Taxi gerammt wurde. Er starb an der Unfallstelle.

39 Radler hatten die Ordnungshüter angehalten und zur Blutprobe gebeten, ganz ohne Unfallgeschehen. Bei allen wurden Blutalkoholwerte von über einem Promille nachgewiesen: Ein 61-Jähriger wies gar 3,13 Promille auf, ein 58-Jähriger beachtliche 2,58 Promille.

Mit Sanktionen durch das Ordnungsamt müssen in Duisburg aber selbst Wiederholungstäter nicht rechnen. Bisher seien keine Fahrverbote erteilt worden, sagte ein Stadtsprecher der NRZ. Andere Städte gehen da rigoros vor: Köln erteilte in den letzten Jahren zehn, die „Fahrradhauptstadt“ Münster in einem Jahr sieben Fahrverbote. In Duisburg dagegen seien laut Stadtsprecher für die letzten Jahren gerade einmal zehn „Ordnungswidrigkeiten“ in diesem Zusammenhang registriert. Bedeutet: Betrunkene Radler kamen mit einer Geldbuße von 25€ davon.

Gerade angesichts der Duisburger Fallzahlen befürwortet Ulrich Fürmann, Vorsitzender des ADFC Duisburg, die Idee der abgesenkten Promille-Grenze. Auch ein Radfahrer sei ein Verkehrsteilnehmer, der sich konzentrieren und die Verkehrsregeln einhalten müsse. Aber Radler und Autofahrer mit einem gleichen Promillerichtwert von 0,5 Promille gleich zu behandeln wäre Unfug: Ein Auto sei wie eine Waffe; ein Radler, der betrunken sei, schade in der Regel aber nur sich selber.