Duisburg. .

Er klingt wie ein ferngesteuertes Spielzeugauto, hat das Lenkgefühl eines Bobby-Cars – und erweckt im Straßenverkehr doch so viel Aufsehen wie ein röhrender 600-PS-Ferrari: An der Universität, nämlich direkt vor der Bibliothek, parkt seit gestern ein Renault Twizy. Wenn es gut läuft, parkt er dort aber nicht allzu lange, sondern wird ausgeliehen. Der Parkplatz samt Ladestation auf dem Campus ist Teil eines Programms, das Elektro-Autos bekannter und Studierenden die Möglichkeit geben soll, Erfahrungen in der Planung und Durchführungen von Projekten zu machen.

Das fensterlose Fahrzeug, das da an der Steckdose hängt, ist ein beliebtes Fotomotiv, sieht es doch zu futuristisch aus. Und das ist auch das Problem der gesamten Elektro-Auto-Industrie. An der Universität wurde eine Umfrage bei 230 zufällig ausgewählten Studierenden gemacht. Sie wurden nach ihrer Meinung zu Elektro-Autos gefragt, „vorher hatten wir fast nur negative Antworten“, erzählt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer von der Fakultät Ingenieurswissenschaften. Anschließend durften sich die Befragten hinter das Steuer setzen und eigene Erfahrungen sammeln. „Nachher konnten sich 40 Prozent vorstellen, ein Elektro-Auto zu kaufen.“

Dank der Ladestation auf dem Campus können nun also alle Studierenden, aber auch jeder andere, emissionslos ihre Runden drehen – für zwei Euro pro Stunde und zusätzlich fünf Cent pro Kilometer. Für Touren innerhalb Duisburgs und in die Nachbarstädte reicht der Kleinstwagen aus. Sogar ein Beifahrer, der allerdings wenig Wert auf Komfort und Beinfreiheit legen sollte, kann einsteigen. „Es ist ein Spaßfahrzeug“, sagt Dudenhöffer auch. „Aber es passt zur Uni und man kann für kleines Geld Erfahrungen mit einem Elektro-Auto machen.“

Doch es geht längst nicht nur um Spaß. Im Studiengang Fahrzeugtechnik spielen solche Wagen eine immer größere Rolle. „Es selber gesehen zu haben ist etwas anderes, als nur davon zu hören“, erklärt Prof. Dr. Dieter Schramm, Dekan der Fakultät für Ingenieurswissenschaften. Das Thema sei fest in der Lehre verankert. Außerdem soll das Projekt auch in der übrigen Bevölkerung die Neugier auf Elektro-Autos wecken. „Wir glauben, dass sich Elektromobilität nicht von alleine bewegt“, führt Dudenhöffer bildhaft aus. Auch mit der Stadt sei man inzwischen in Gesprächen, um weitere Standorte für Ladestationen zu finden.

Wer in den Twizy an der Uni einsteigen möchte, muss sich zunächst im Internet auf www.ruhrautoe.de registrieren und bekommt bei der Vorlage des Führerscheins ein Plastikkärtchen. 20 Euro kostet das, doch die Gebühr wird sofort zum Guthaben für das Ausleihen und gilt auch an anderen Stationen im Ruhrgebiet. Dann beginnt der Spaß, und nicht nur auf dem Campus sind einem neugierige Blicke sicher.