Die Schienenwerker von TSTG in Bruckhausen legen für zwei Tage die Produktion still. „Die Mitarbeiter erwarten vom Voest-Alpine-Konzern eine konkrete Aussage zum Verkauf des Standortes Duisburg“, begründete Kenan Ilhan, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, die Arbeitsniederlegung.

Der österreichische Mutterkonzern wolle „trotz hoher Wirtschaftlichkeit“ an seinem Beschluss festhalten, das Werk mit seinen rund 400 Arbeitsplätzen stillzulegen. „Jedoch haben sich ernsthafte Interessenten gemeldet, die an einer Weiterführung der letzten deutschen Schienenproduktion festhalten wollen“, so Ilhan weiter. Wie bereits berichtet, gibt es offenbar ein Unternehmen in Osteuropa, dass die Duisburger Schienenfertigung übernehmen will. Das hatte die IG Metall bestätigt.

Die Belegschaft von TSTG will sich heute und morgen vor dem Werkstor 1 von Thyssen-Krupp Steel an der Kaiser-Wilhelm-Straße versammeln, um ihren Forderung nach einem Verkauf des Werkes Nachdruck zu verleihen. Die Schienenproduktion befindet sich auf dem Gelände von TKS, da es sich bei der TSTG um eine frühere Thyssen-Tochter handelt.

Unterstützt werden die Schienenwerker bei ihren Protestaktionen heute von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte sich schon in der letzten Woche von Betriebsräten und Vertretern der Duisburger IG Metall über das von Schließung bedrohte TSTG-Schienenwerk informieren lassen. Am Rande einer SPD-Konferenz im Steinhof in Huckingen hatte er sich zum Gespräch mit den Arbeitnehmervertretern sowie führenden Duisburger SPD-Politikern getroffen. Nach Angaben von Teilnehmern hat sich Steinbrück sehr genau darlegen lassen, welcher Chancen die Übernehme des Werkes durch einen Investor haben könnte.

Nach Einschätzung von Voest-Alpine ist eine wirtschaftliche Fortsetzung der letzten deutschen Schienenproduktionsstätte nicht mehr möglich. Betriebsrat und Gewerkschaft sind völlig anderer Meinung und stützen sich auf ein entsprechendes Gutachten.

In dem Gespräch mit Steinbrück haben die Duisburger Arbeitnehmervertreter auch darauf hingewiesen, welchen Stellenwert eine konkurrenzfähige deutsche Schienenproduktion für die Infrastrukturpolitik einer SPD-geführten Bundesregierung haben würde, zumal nach Einschätzung der IG Metall auch noch deutsche Weichenwerke von Verkauf oder gar Schließung bedroht sind -- mit entsprechenden Auswirkungen auf Schienenkunden, darunter den größten auf dem deutschen Markt, die Deutsche Bahn.

Steinbrück habe sich interessiert gezeigt, berichtete Werner Albry, langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei TSTG: „Der hat keine politischen Gardinenpredigten gehalten, der hat konzentriert zugehört.“