Der Musiker ist eine Ein-Mann-Band, er zupft lässig die Saiten seiner Gitarre und spielt dabei die Mundharmonika. „Horch, was kommt von draußen rein“, singt der ursprünglich aus Togo stammende Joe Kiki – und das Publikum singt vergnügt und lauthals mit, manche schunkeln sogar. Mühelos wechselt Kiki die Sprache, auch englische und französische Lieder gehören zu seinem Repertoire. Außerdem singt der Sänger und Gitarrist Walter Weitz wie selbstverständlich ein russisches Volkslied und übersetzt es in viele andere Sprachen, darunter in Englisch („Those Were the Days“). Die rund 60 Zuhörer hätten es nicht anders gewollt, denn sie feierten Europa.

Sie alle waren nach Hochfeld in die Pauluskirche gekommen, deren Balustrade mit den Flaggen der EU-Staaten geschmückt war, um anlässlich des Europatages auf die europäische Gemeinschaft anzustoßen. Zur Party gehörten jedoch nicht nur heitere Lieder, sondern auch einige Vorträge. Der wichtigste trug den Titel „Europa in der Bewährungsprobe“ und stammte von dem Bundestagsabgeordneten Johannes Pflug, für den, wie er sagte, die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages eines der wichtigsten außenpolitischen Errungenschaften der Nachkriegszeit ist.

Als Leitsatz seines inhaltsschweren Referats galt: „Ich bin ein bekennender Europäer.“ Dies sei heutzutage längst keine Selbstverständlichkeit mehr, denn viele Vorteile der europäischen Gemeinschaft würden von vielen gar nicht mehr als solche wahrgenommen. Stattdessen würden sich die Staaten immer mehr entsolidarisieren, besonders wenn es um Flüchtlingsströme ginge.

Kampf ums Gesellschaftskonzept

Den Euro aufzugeben, sei außerdem eine Gefahr, zumal China und Indien in einigen Jahren eine deutlich stärkere Wirtschaftsposition besitzen würden als heute. Dann hätten einzelstaatliche Währungen keine Chance. Der Kampf um den Euro „ist nicht der letzte Kampf um das europäische Gesellschaftskonzept, aber hoffentlich das Ende des Neoliberalismus‘“.

Und Alt-Oberbürgermeister Josef Krings, der etliche Anekdoten mit den Gästen teilte, appellierte: „Europa ist etwas, für das man glühen muss! Europa gibt Antworten.“ Beide Sozialdemokraten lobten ausdrücklich, dass die Organisatoren der Europafeier – der Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ sowie etliche Kooperationspartner – das ethnisch besonders vielfältige Hochfeld als Austragungsort der Euro-Party ausgewählt hatten.

„Europa ist inzwischen oft ein Reizthema, wir wollen heute aber nicht nur über die Krise sprechen, sondern der europäischen Gemeinschaft ein Gesicht geben“, sagte Mitorganisator und Moderator Wolfgang Schwarzer.