Das Delfinarium hat wieder geöffnet, die Brückentage und das nahende Wochenende locken wieder fleißig Besucher in den Duisburger Zoo, wo es gestern erstmals auch noch einen neuen Gänsegeier zu sehen gab. Doch schon am Morgen hatte der Tag weitaus turbulenter begonnen als erwartet: Eine Wildhund-Dame war ausgebüxt.

Seit zwei Wochen wohnt die junge Wildhund-Dame aus Frankreich im Duisburger Zoo, sie soll später für Nachwuchs im Gehege sorgen. Nach Tagen des Beschnupperns aus der Ferne sollte es gestern Morgen die erste direkte Begegnung mit einem Rüden geben. Dich das war wohl keine Liebe auf den ersten Blick: Die Hündin ergriff vor ihrem neuen Gefährten die Flucht. Zoo-Mitarbeiter und Polizei versuchten, die Wildhündin wieder einzufangen. Mit einem großen Satz hechtete das Tier an der linken Gehegeseite über den tiefen und breiten Graben und schaffte es, außerhalb ihres Geheges zu landen. Von dort rannte die recht scheue Hündin zunächst in den Chinesischen Garten.

„Wir hatten sie aber nie aus den Augen verloren“, versichert Dr. Jochen Reiter, stellvertretender Zoo-Chef. Es habe nie eine direkte Gefahr für die Besucher bestanden. Gegen 9.35 Uhr rückte die Polizei mit mehreren Streifenwagen an. Hinter der Raffelbergbrücke am Kolkhofer Weg in den Mülheimer Ruhrauen gelang es den Pflegern des Zoos, die Hundedame mit zwei Betäubungspfeilen ruhig zu stellen und wieder ins Gehege zu bringen.

Kurz darauf richteten sich Kameras und Objektive auf das Gänsegeier-Küken. Seit Jahren vergesellschaftet der Zoo auf einer großzügigen und naturnah gestalteten Freianlage Helmperlhühner, Stachelschweine, Afrikanische Marabus und vier Gänsegeier. Einer davon kam vor Jahren aus dem benachbarten Zoo Gelsenkirchen, die anderen drei aus einer spanischen Auffangstation. Glücklicherweise und wie erhofft fand sich aus den zwei Männchen und zwei Weibchen je ein Paar zusammen.

Nach der erfolgreichen Erstzucht im Jahre 2010 fing auch Paar Nummer zwei mit Nestbauaktivitäten an. Allerdings waren sich die Paare nicht mehr „grün“ untereinander und so entschlossen sich die Zooverantwortlichen, ein Paar auszuquartieren und auf eine eigene Anlage zu stellen, wo es in Ruhe seinem Brutgeschäft nachgehen konnte und kann. Die in europäischen Zoos immer noch recht seltene Naturbrut von Gänsegeiern hat auch in diesem Jahr wieder erfolgreich geklappt: Jungvogel Nr. 4 schlüpfte vor einem Monat auf der Außenanlage.

Die Gänsegeier sind in weiten Teilen Europas ausgerottet. Die Zerstörung des Lebensraumes durch menschliche Erschließung und das Auslegen von Giftködern zur Bekämpfung von Füchsen sind die Hauptgründe. Heute bemüht man sich um ihre Wiederansiedlung, insbesondere im Alpenraum und in den Pyrenäen. Der Zoo Duisburg trägt mit seinen Zuchterfolgen mittlerweile wesentlich zur Erhaltung dieser Art bei.

Bei aller Freude über die Vielzahl an Tierbabys in letzter Zeit beschäftigen den Zoo ernste Probleme: Eines der Aushängeschilder Duisburgs kämpft mit einer finanziell äußerst angespannten Lage, da neben dem wetterbedingten Besucherrückgang im letzten Jahr sich auch noch Sponsoren zurückgezogen haben. Gestern aber konnte der Zoo mit der Volksbank Rhein-Ruhr einen neuen Sponsor verkünden, der die Patenschaft für einen Elefanten sowie den jüngsten Koala-Nachwuchs übernimmt, der am Montag auf den Namen „Vobara“ getauft wird. Die Volksbank, so versicherte Vorstand Thomas Diederichs, werde diese Patenschaft „nachhaltig“ übernehmen.

Zoodirektor Achim Winkler hofft, dass diese Initiative „ein Signal für weitere Unternehmen und Privatleute ist, dem Zoo in einer für ihn nicht einfachen Zeit dauerhaft zu helfen.“ Der Zoo-Betrieb koste täglich rund 25.000 Euro.