„Ich kenne Sie aus dem Fernsehen!“, sagt die alte Dame nach einiger Überlegung erfreut zu Tom Waschat, der neben ihr Basilikum zupft und Erdbeeren klein schneidet. „Dat macht doch nix“, sagt der Duisburger Spitzenkoch mit der Neigung zu ungewöhnlichen Antworten, „viel schlimmer ist, dass ich die Erdbeere nicht in die Flasche kriege, was machen wir denn da?“ Waschat macht gerade mit den Bewohnern, Betreuern und Gästen des Seniorenzentrums „Haus am See“ in Wedau Erdbeer-Basilikum-Essig. Allerdings sind die Fläschchen zum Abfüllen etwas kleiner ausgefallen, als er gedacht hatte. „Guck mal, so geht es doch“, sagt er und stopft mit einem Basilikumstängel die Erdbeerstückchen durch den engen Hals der kleinen Flasche mit dem Bügelverschluss. Was man mit Kräutern und Gewürzen noch so alles anfangen kann, will er heute zeigen. Seine Kräuterreise wird ihn durch alle 13 Senioreneinrichtungen der Procuritas Management-Holding führen, die in Duisburg das Haus am See und ein Haus Marxloh betreibt.
„Das Essen ist ein sehr wichtiger Teil im Leben unserer Bewohner“, sagt der frühere Geschäftsführer von Procuritas Bodo Kerstin. Er engagiert sich als Vorsitzender des Vereins „Geborgenheit im Alter“, der in den Einrichtungen ein Kulturprogramm organisiert. „Die Mahlzeiten strukturieren den Tag und sollen möglichst frisch und ausgewogen sein. Da passt die kreative Koch-Philosophie von Tom Waschat gut dazu.“
Waschat holt sich inzwischen bei den Kollegen an der Reibekuchenstation eine knusprige Zwischenmahlzeit mit Lachs und Kräutersoße und schlendert auf die Terrasse zum Gewürzstand. Dort trifft er das Ehepaar Smolski, das mit Kräuterraten beschäftigt ist. „Was man nicht kennt, einfach mal probieren“, ermuntert Waschat sie und stopft sich ein Blättchen des fraglichen Krautes dahin, wo gerade der Reibekuchen verschwunden ist. „Essigkraut“, sagt er beim Kauen, „ist doch der reine Punk, was jetzt im Frühling alles wieder aus dem Boden kommt. Eigentlich ist Jäten absoluter Quatsch, man kann den Garten auch sauber fressen, wenn man ein bisschen Ahnung hat.“ Nachher gibt es noch einen Vortrag über Heil- und Würzkräuter und ein Kräuterquiz. Zum Abschluss ist großes Showkochen mit „Flying Buffet“ angesagt. Vermutlich werden Jadwiga und Stanislav Smolski beim Quiz die Nase vorn haben, sie beziehen gerade jede Menge Informationen aus erster Hand. „Ich finde, man muss nicht zum Essen in die Apotheke rennen und sich Pillen einwerfen, wenn es auch mit einer frischen Möhre und ein paar Kräutern getan wäre“, sagt der Pottkoch zufrieden.