Duisburg.

Landesweit laufen derzeit Demonstrationen und Proteste von Pflegediensten, die mehr Zeit für die ambulante Krankenpflege fordern. Am Mittwoch wird es am frühen Nachmittag einen Autokorso von Mitarbeitern der ambulanten Pflegedienste zur AOK an der Falkstraße geben. Hintergrund des Protests: Zurzeit wird mit den Krankenkassen darüber verhandelt, die Vergütungen zu erhöhen.

Wilma Katzinski, Geschäftsführerin der Awo-Cura und derzeit amtierende Sprecherin der Wohlfahrtsverbände in Duisburg: „In den vergangenen zehn Jahren sind die Kosten nachweislich um 20 Prozent gestiegen, uns werden aber nur Erhöhungen von sieben Prozent zugestanden.“ Steigende Personal- und Energiekosten – die ambulante Pflege ist auf den Einsatz von Fahrzeugen angewiesen – seien Gründe für die Forderung nach einer höheren Vergütung von 13 %. „Wir wollen diese Kosten kompensiert haben.“ Zusätzlich fordern die Träger der ambulanten Pflege einen Abbau der Bürokratie: „Mittlerweile bestehen 25 % unserer Arbeitszeit aus Büroarbeit“, so Wilma Katzinski.

Patienten werden trotzdem versorgt

Der Autokorso findet am Mittwoch zwischen 14 und 15 Uhr in Duissern statt. Ziel ist die AOK an der Falkstraße. Symbolisch will man dort ein „Zeitsparschwein“ überreichen.

Patienten müssen sich keine Sorgen machen: Ihre Behandlung findet trotzdem statt, versichern die ambulanten Pflegedienste.

Annette Hüsgen-Brock ist Krankenschwester und arbeitet für eine Evangelische Sozialstation. „Unsere Patienten wissen schon, dass wir wenig Zeit haben. Aber manchmal senden sie Signale aus, dass sie Gesprächsbedarf haben. Dann fragt man natürlich, was los ist und unterhält sich mit ihnen. Einige Patienten sehen doch nur uns.“ Das ist dann aber Zeit, die die Kasse nicht bezahlt. Für den Einsatz gibt es 9,48 Euro erstattet, egal wie viel Zeit man sich genommen hat. Dazu kommen die Suche nach dem Parkplatz, Warten bis es die Senioren bis zur Tür schaffen, falls der Pflegedienst keinen Schlüssel hat. Und manchmal können sich die Patienten nicht erinnern, wo die Medikamente hingeräumt wurden. Nach der Behandlung muss diese dokumentiert werden. Einmal beim Patienten und einmal im Büro für die Abrechnung. Und wehe, etwas ist nicht abgezeichnet. Christoph Finke von der Diakonie: „Dann werden ganze Abrechnungen abgelehnt. Und jede Kasse verlangt etwas anderes an Unterlagen. Trotz elektronischer Datenübermittlung muss noch einmal alles auf Papier festgehalten werden. Es ist mittlerweile ein enormer Zeitaufwand, der betrieben werden muss.“

Der Zeitdruck in der ambulanten Pflege geht vielen Mitarbeitern an die Nieren. „Der Krankenstand ist hoch“, sagt Elke Serin, Pflegedienstleiterin beim DRK. Auch der relativ gute Verdienst von 2500 Euro brutto plus Zulagen mache die Suche nach neuen und geeigneten Kräften schwierig.