Piep, piep an der Kasse, Regale einräumen, „14 bitte die 9“ – was der Lebensmitteleinzelhandel jungen Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz tatsächlich bieten kann, erfuhren gestern 20 Stellensuchende bei Rewe Meyer in Meiderich. Das Unternehmen kooperiert dabei mit der Agentur für Arbeit, um dem sinkenden Interesse an Ausbildungen in diesem Bereich entgegenzuwirken.
„Auf zwei Ausbildungsstellen kommt ein Azubi“, erzählt Sascha Meyer von der Situation im Rewe-Markt an der Herbststraße. „Dabei gibt es im Lebensmitteleinzelhandel sehr gute Übernahmechancen.“ Doch das hat sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ihren Schulabschluss in der Tasche haben, kaum herumgesprochen. Heike Marzinek, bei Rewe für die Aus- und Weiterbildung zuständig, vermutet: „Der Lebensmittelbereich steht in der Beliebtheit weiter hinten. Klamotten, Technik, Düfte – das wollen die Jugendlichen verkaufen.“ In einer Zeit, in der Fast Food so beliebt sei, habe die Wertschätzung von Lebensmitteln gelitten. „Das ist ein gesellschaftliches Denken, dass wir jetzt nicht so schnell verändern können“, sagt Marzinek.
Doch an der Attraktivität gegenüber Ausbildungsplatzsuchenden wolle man unbedingt arbeiten. „Die Jugendlichen sollen die Möglichkeiten kennen lernen, die es im Lebensmitteleinzelhandel gibt“, erklärt Dominik Blechschmidt von der Agentur für Arbeit. Die verschiedenen Bereiche, die hier geboten werden, würde man von außen nicht überblicken können.
Der 18-jährige Marcel Kirschbaum ist während des Aktionstages gestern auf die Möglichkeit gestoßen, eine Ausbildung zum Fleischer zu machen. „Ich dachte da sonst immer an Schlachten, an schlechte Laune – da haben sich alle negativen Dinge versammelt“, erzählt er. „Aber es ist komplett anders. Ich habe ein anderes Bild von diesem Beruf bekommen.“ Sascha Meyer darf sich nun auf eine Bewerbung des 18-Jährigen freuen, der seine Fachoberschulreife an der Anne-Frank-Hauptschule erlangte. Bei der Suche nach Auszubildenden würde man sich im Lebensmitteleinzelhandel nicht auf Abiturienten konzentrieren, betont Meyer. „Auch mit einem Hauptschulabschluss kann man Karriere machen.“