Duisburg. Aurelis verbreitet vorsichtigen Optimismus für die Zukunft der Duisburger Freiheit Nord.

Olaf Geist, den Leiter der Aurelis Region West, darf man getrost als einen vorsichtigen, zurückhaltend formulierenden Manager beschreiben. Niemals käme dem Diplom-Ingenieur und Projektentwickler eine übertreibend-schwärmerische Formulierung in den Sinn, wenn es darum geht, im Gespräch mit einem Journalisten über die Zukunft eines Aurelis-Grundstückes zu sprechen, eines privaten Geländes, das ja gleichwohl immer auch ein Stück städtischer Lebensraum ist.

„Wenn alles glücklich läuft . . .“

Die NRZ sprach mit Olaf Geist, um zu erfahren, was, wann, wie denn aus der „Duisburger Freiheit Nord“ wird, jenen 3,6 Hektar oder 36.000 qm großen Fläche am Hauptbahnhof (s. Grafik), begrenzt vom Bahnhofsgebäude, den Gleisen, der A 59 und der Kolonie- straße. Q1 für „Quartier 1“ nennt sich diese Fläche, die kleine Schwester von Q2 und Q3, dort wo der Berliner Möbel-Millionär Kurt Krieger in Duisburg sein Höffner-Imperium errichten will.

Gezeichnete Visionen: Der braune Ziegelbau im Vordergrund ist der schon jetzt modernisierte Südflügel des Hauptbahnhofes, hier hat das Unternehmen Aurelis seinen Firmensitz. dahinter der planerische Entwurf eines fünfgeschossigen Bürohauses, dahinter das geplante öffentliche Parkhaus mit 863 Stellplätzen
Gezeichnete Visionen: Der braune Ziegelbau im Vordergrund ist der schon jetzt modernisierte Südflügel des Hauptbahnhofes, hier hat das Unternehmen Aurelis seinen Firmensitz. dahinter der planerische Entwurf eines fünfgeschossigen Bürohauses, dahinter das geplante öffentliche Parkhaus mit 863 Stellplätzen © Aurelis

Und Olaf Geist zeigt vorsichtigen, zurückhaltenden Optimismus: Wenn alles glücklich läuft, so sagt er , könne man exakt in einem Jahr mit dem Hochbau von Gebäuden wie dem bereits angekündigten öffentlichen Parkhaus und danach Zug um Zug den fünf Büro-Immobilien beginnen.

Mit Interessent in guten Gesprächen

Jawohl, Aurelis befinde sich mit einem Interessenten „in guten Gesprächen.“ Wenn es hier zu einem Abschluss käme, ginge es um mehr als nur um ein einziges geplantes Bürogebäude. Alles darüber hin aus unterliege aber dem mit dem Interessenten verabredeten Schweigegelübde. Projektentwicklung sei schließlich ein langwieriges, schwieriges und vor allem diskretes Geschäft. Nur einer von 10 Plänen würde überhaupt das Tageslicht der Realisierung erblicken.

Immerhin, mit der Stadt hat das Unternehmen die Weichen nun so gestellt, dass Aurelis vermutlich im Herbst, sonst am Jahresanfang 2014, mit der so genannten Erschließung des alten Bahnhofsgeländes beginnen kann. Flächen frei räumen und um fünf Meter absenken, damit hier Platz geschaffen wird für ein neues Parkhaus mit dann einmal 863 Stellplätzen und fünf Bürokomplexen für 1700 Mitarbeiter auf 44.000 Quadratmetern.

aurelis - wer ist das eigentlich?

Die Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG mit Sitz in Eschborn ist ein Immobilienentwickler und verfügt über ein Grundstücksportfolio von ursprünglich 30,4 Mio Quadratmetern überwiegend aus dem ehemaligen Besitz der Deutschen Bahn AG. Das Unternehmen versteht sich als eine Abwicklungsgesellschaft zu deren Aufgaben die Verwaltung, Vermietung, städtebauliche Entwicklung und der Verkauf von Immobilien, Grundstücken und großflächigen Arealen gehört. Die Aurelis hat für ihren Bereich West im Südflügel des Duisburger Hauptbahnhof ihren Firmensitz.

Mit zum Entwicklungsplan des 3,6 ha großen Stadtquartiers gehört nach wie vor die Planung des Rad- und Fußweges von der Innenstadt, der über eine kleine neue Brücke über die A59 auf das Aurelis-Quartier-1-Gelände führt, von dort wiederum über eine neue noch zu bauende Brücke über die Koloniestraße zu Kriegers großer Möbelwelt führt, von dort querfeldein nach Hochfeld ins Gewerbegebiet am Wasserturm und dann zum Rheinpark.

Während Olaf Geist vorsichtshalber noch nicht sagen mag, wer den nun als Ankermieter oder Großinvestor ins Quartier 1 einziehen wird, möchte die Stadt ebenfalls – vorsichtshalber – schon einmal in einem Bebauungsplan, der am 13. Mai im Rat von der Politik verabschiedet wird, festlegen, was genau sich im Quartier 1 einmal abspielen darf und was nicht.

Innerhalb des Sondergebietes „Dienstleistungs- und Büropark“, so kann man es in dem Plan nachlesen, sind als Hauptnutzung Büro-, Labor- und Verwaltungsgebäude vorgesehen. In Ergänzung dieser Hauptnutzung sind Restaurants, Sportstudios, Dienstleistungsbetriebe im Gesundheits- und Wellness- Bereich, betriebseigene Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Freizeiteinrichtungen wie auch Kinos durchaus erwünscht. Aufgrund der direkten Lage am Hauptbahnhof soll auch die Ansiedlung von Hotelbetrieben ermöglicht werden.

Rote Karte für das Rotlicht

Im Zusammenhang mit den Dienstleistungsangeboten müssten darüber hinaus Wohnungen für Aufsichtspersonen und Betriebsleiter zulässig sein. Privates Wohnen soll hier aber nicht erlaubt sein. Rote Karte auch für das Rotlicht-Milieu: Nicht zulässig werden Vergnügungsstätten und Betriebe sein, die gewerblich betriebenen sexuellen Dienstleistungen und Darbietungen dienen. Und Einzelhandel? Nicht mehr als 5400 qm Handelsfläche sollen insgesamt erlaubt sein, schließlich solle der Einzelhandel im Stadtzentrum nicht leiden. Das bedeutet: Sollte eine Apotheke ins Quartier 1 ziehen wollen, dürfte sie nicht größer als 100 qm sein. Ein einziger Blumenladen ist erlaubt, mit maximal 50 qm Verkaufsfläche, Schuhgeschäft/Lederwaren 600 qm, Drogerie 300 qm, Lebensmittelgeschäft 800 qm, ein Kleidershop 1200 qm.

Büroartikel, Bücher, medizinische und orthopädische Artikel, Optik, Sportartikel, Fahrräder, Camping, Uhren, Schmuck – alles feinsäuberlich vermerkt, wer bei Bedarf wie groß im Quartier 1 seinen Handel betreiben darf.

Doch zunächst muss nun Aurelis-Mann Olaf Geist handeln . . . .