Duisburg/Oberhausen. Satudarah-Präsident Yildiray K. (40) und der ehemalige Vize des Duisburger Chapters “Clown-Town“ (25) bleiben hinter Gittern. Als sie am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt wurden, bewachte die Polizei das Gerichtsgebäude mit Kräften der Hundertschaft. Bei der Aufklärung des Anschlags auf einen Unterstützer der Hells Angels vom 24. Februar wartet die Mordkommission indes weiter auf Untersuchungsergebnisse des BKA.

Als die Polizei den Satudarah-Präsidenten Yildiray K. (40), besser bekannt als "Ali Osman", am Mittwochmorgen gegen 10 Uhr in einem Polizeibus zum Amtsgericht in der Duisburger Innenstadt brachte, ging vor dem Gerichtsgebäude auf der Königstraße und am Hintereingang ein Dutzend Polizisten der Einsatzhundertschaft in Stellung.

Aber der einzige Motorradrocker, der erkennbar ebenfalls vor Ort war, war der ehemalige Vize-Präsident des einzigen deutschen Satudarah-Chapters "Clown-Town": Den 25-jährigen Baris T. hatten Spezialeinsatzkräfte am frühen Dienstagmorgen ebenfalls in seiner Wohnung festgenommen. Ihn in Hüttenheim, seinen Vereinschef K. in dessen Bergheimer Einfamilienhaus. Die beiden "Blutsbrüder" bleiben wie erwartet in Untersuchungshaft: Der Richter verkündete die Haftbefehle, die das Gericht vor der Razzia wegen Drogen- und Waffenhandels erlassen hatte.

Obendrein hätte wohl auch K.s Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz – in seiner Wohnung fanden Spezialeinsatzkräfte am Morgen zuvor ein geladenes Sturmgewehr vom Typ AK-47 – wie im Falle der beiden Mitte März mit Kriegswaffen erwischten Satudarah-Rocker (23 und 27) für einen Haftbefehl ausgereicht.

Wohnungen von 30 Satudarah-Rockern durchsucht

Ob sich "Ali Osman" und Baris T. am Morgen vor dem Haftrichter zu den Vorwürfen geäußert haben, wollte Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch nach der Verkündung nicht sagen. Es ist ohnehin kaum vorstellbar. Denn in einem Punkt, da sind sich die Rocker aller Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG) einig: "Bei Verhaftung – nur Name und Rechtsanwalt."

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So formulieren zum Beispiel die Hells Angels im Regelwerk "MC Germany Rules" das allgemeine Schweigegelöbnis krimineller Kuttenträger. In Duisburg wurden die beiden Gründer des MC Brotherhood Clowntown am Dienstagmorgen jedenfalls bereits nach einer halben Stunden wieder als Gefangene der Justiz abtransportiert.

Ihre schätzungsweise 50 "Blutsbrüder" dürften sich auch deshalb öffentlich in Zurückhaltung üben, weil gegen die meisten ebenfalls ermittelt wird:

Schüsse auf Hells Angel (23) – BKA hat Projektile noch immer nicht untersucht 

Oberstaatsanwalt Nowotsch hatte nach den Durchsuchungen erklärt, das laufende Ermittlungsverfahren richte sich „gegen eine größere Anzahl von Personen". So soll die Polizei nach NRZ-Informationen am Dienstagmorgen Wohnungen von etwa 30 Mitgliedern und Unterstützern der Bande durchsucht haben. Hinzu kommt die Auswertung der sichergestellten Computer und Mobiltelefone.

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"Da gehen wir jetzt in die Tiefe", kündigt Polizeisprecher Stefan Hausch an. "Möglicherweise finden sich ja auch im beschlagnahmten Material Hinweise darauf, dass der Zweck dieses Motorradclubs vor allem kriminelle Geschäfte sind." Derlei Beweise könnte das Innenministerium später für ein Vereinsverbot nutzen, falls der Satudarah MC "Clown-Town" der Behörde nicht mit einer Auflösung zuvorkommt.

Bandido aus Köln weiterhin im Gefängnis

Auf die Auswertung von Beweismitteln warten die Duisburger Ermittler auch noch im Falle des Anschlags auf einen Duisburger Unterstützer der Hells Angels: Am 24. Februar wurden auf dem Burger-King-Parkplatz in Oberhausen-Sterkrade mindestens 13 Schüsse auf den 23-Jährigen abgefeuert, zwei Kugeln vom Kaliber neun Millimeter trafen ihn im Bauch. Die kriminaltechnische Untersuchung der Projektile übernimmt das Bundeskriminalamt (BKA). Das hat noch keine Ergebnisse geliefert.

SEK stürmt Satudarah-Heim

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Noch immer unklar ist darum, aus wie vielen Waffen die 13 Kugeln abgefeuert wurden. Tatverdächtig ist bislang ein Bandido, der zur Führungsriege des Kölner Chapters gehört: Er sitzt seit dem 28. Februar in Untersuchungshaft. Niederländische Medien hatten nach der Razzia vom Dienstag spekuliert, die deutsche Polizei verdächtige Satudarah, auch hinter dem Anschlag von Oberhausen zu stecken. Dafür, so Hausch, "gibt es zurzeit keine Hinweise". Eine Waffe haben die Ermittler noch nicht gefunden, die Schmauchspurensuche gestaltet sich ebenfalls schwierig.

Die nationale niederländische Staatsanwaltschaft äußerte nach der konzertierten Aktion vom Dienstag den Verdacht, dass die niederländischen Satudarah-Rocker ihren deutschen Ableger mit „zehntausenden Extasy-Pillen und kiloweise Marihuana“ beliefert haben sollen.