Was will ich nach dem Abi machen? Wo will ich hin? Diese Fragen stellen sich derzeit viele Abiturienten. Die 19-jährige Stella Schrey aus Großenbaum gehört nicht dazu, denn sie hat schon konkrete Pläne. Ab dem 1. September wird sie nämlich für ein ganzes Jahr hilfsbedürftige Menschen im tschechischen Ústí nad Labem unterstützen.
Vor neun Monaten hat sich die Gymnasiastin dafür entschieden, den Schritt zu wagen, denn sie ist „von der Grundeinstellung her ein sozialer Typ“, wie sie sagt. Motiviert haben sie Broschüren im Wartezimmer eines Zahnarztes, die über selbstlose Helfer und ihre Erfahrungen berichteten. Auf Anraten ihres Vaters bewarb sie sich daraufhin bei dem Verein „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“, der sie nun bei ihrem Vorhaben betreut.
Aufarbeitung der NS-Zeit
Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verständigung zwischen den Völkern zu verbessern und Klüfte zwischen unterschiedlichen Kulturen zu überbrücken. Auch die Aufarbeitung der NS-Zeit gehört dazu. In Tschechien wird Stella Schrey auf ehemalige Zwangsarbeiter, die in Altenheimen leben, treffen. Zwei Mal pro Woche kümmert sie sich um das Wohl ihrer fest zugeteilten Klienten. Sie versucht, mit ihnen ihre schlimmen Erlebnisse aufzuarbeiten. Sie steht den Menschen aber auch zur Seite, wenn sie sich einsam und verlassen fühlen, erledigt kleinere Aufgaben wie Einkäufe oder Abspülen. Neben der Betreuung arbeitet die 19-Jährige bei der Kultureinrichtung Collegium Bohemicum, die sich für die Völkerverständigung zwischen Deutschland und Tschechien engagiert. Dort hilft sie dabei, Kulturveranstaltungen zu organisieren und wird kleinere Dolmetschertätigkeiten übernehmen.
Gar nicht so einfach ohne Tschechisch-Kenntnisse. Vor ihrer Reise muss sie sich vor allem intensiv mit der Sprache und der Geschichte Tschechiens auseinandersetzen. Sich mit der Historie des Landes zu beschäftigen, ist für die geschichtsinteressierte Großenbaumerin selbstverständlich. Die Sprache hingegen wird für Stella Schrey zur Herausforderung, der sie jedoch mit Sprachkursen begegnen wird.
Und was kommt nach dem Friedensdienst? Auf alle Fälle weiterhin mit Menschen zusammenzuarbeiten. Derzeit leitet sie in der Neudorfer Grundschule an der Mozartstraße eine Sport-AG für die Kleinen. So steht für Stella Schrey fest: Ein Pädagogik- oder Lehramtsstudium soll es werden. Als Lehrerin an einer Grund- oder Hauptschule zu arbeiten, lautet ihr langfristiges Ziel. Dort, so verspricht sich die Gymnasiastin, ließe sich noch viel bewegen.