Neudorf. .
Eigentlich wollte sie ja nach der Realschule Säuglingsschwester werden. Nach einem Praktikum mit 16 Jahren musste Silke Beck aber noch zwei Jahre auf einen Ausbildungsplatz warten. Kein Problem, dachte sie sich, und ging, um die Zeit zu überbrücken, zur Höheren Handelsschule. Konnte ja nicht schaden. Und wie! Dort erwachte ihre Begeisterung für Betriebswirtschaft, Buchhaltung und Zahlen – und heute ist Silke Beck am Sternbuschweg in Neudorf eine erfolgreiche Geschäftsfrau in einer Männerdomäne. Als Chefin der Firma Arbeitsbühnen Beck, die sie vor fast genau 20 Jahren gegründet hat.
Das hätte sich Silke Beck nach dem Fachhochschulabitur und der Lehre zur Industriekauffrau im Bereich Maschinenbau, die sie als Jahrgangsbeste abschloss, auch nicht träumen lassen. Doch ihr Weg führte sie nach der Ausbildung über eine Mülheimer Spedition zu „BAS Verkehrstechnik“ in Duisburg. Und diese Firma nutzt Hub-steiger für die Arbeit an Ampelanlagen. „Diese Hubsteiger wurden damals nebenbei auch vermietet“, erzählt Beck. „Als sich die Anfragen häuften, hatte ich plötzlich diese Idee.“
Sie knüpfte Kontakte in die Branche und entschloss sich schließlich, sich selbstständig zu machen und Arbeitsbühnen zu vermieten. Mit 27 eröffnete Silke Beck auf dem Gelände einer früheren Tankstelle an der Emmericher Straße in Meiderich ihr erstes eigenes Büro. Für den Start kaufte sie sich drei gebrauchte Arbeitsbühnen, die sie in Eigenarbeit auf Vordermann brachte.
Anfangs hatte sie es als Frau in einer Männerwelt nicht leicht. „Permanent wurde meine fachliche Kompetenz auf die Probe gestellt.“ Aber als Kind aus einer armen Arbeiterfamilie hatte es Beck gelernt, sich durchzusetzen. „Du musst in der Branche auch mal einen rauen Ton abkönnen, wissen, wovon du sprichst und Verständnis für den Job als Handwerker haben“, sagt sie.
Die ersten vier Jahre war sie mit ihrer Firma Einzelkämpferin. Heute hat Beck drei feste Angestellte, von denen einer seit Beginn dabei ist, zwei Aushilfen und in Kürze will sie noch zwei weitere Mitarbeiter für Büro und Werkstatt neu einstellen. Aus anfangs drei sind mittlerweile 26 Arbeitsbühnen geworden. Kein Wunder, dass der Standort an der Emmericher Straße zu klein wurde. Das Gelände am Sternbuschweg mit mehreren Hallen ist mit 2300 Quadratmetern mehr als doppelt so groß.
Beck ist längst etabliert. Ihre Kunden sind größtenteils Handwerker. Aber auch Privatleute, die mal ein Sofa ins vierte Geschoss hieven oder eine Katze aus dem Baum retten wollen, rufen an. „Wir haben auch schon mal Filmaufnahmen mit unseren Hebebühnen unterstützt“, erzählt die 48-Jährige. „Seitdem kenne ich auch die Musiker der Familie Popolski.“
Mit großer Zufriedenheit blickt sie auf 20 Jahre Selbstständigkeit zurück. „Ich hatte zum Glück immer Menschen, die mich vor allem am Anfang gefördert und unterstützt haben. Und in der Firma herrscht ein echtes Wir-Gefühl“, erzählt sie. „Ich hoffe nur, dass ich irgendwann mal jemanden finde, der das hier weiterführt. Denn die Firma ist wie ein Kind für mich.“