Maries Talent ist noch ganz frisch. Für sie und für ihre Familie. Dennoch wird die elfjährige Duisburgerin am Freitagabend im Fernsehen zu sehen sein, als Teilnehmerin der Sat1-Castingshow „The Voice Kids“.

Eigentlich hat Marie erst vor zwei Jahren so richtig mit dem Singen angefangen. Gerade ein halbes Jahr hatte sie Klavierunterricht, da forderte ihr Lehrer sie auf, bei einem Stück mal mitzusingen. „Da hat er wohl ein kleines Talent bemerkt“, sagt Marie bescheiden.

Von „großem Talent“ spricht sie nicht – obwohl die Castingshow genau damit wirbt: „junge Talente mit großartigen Stimmen“ oder auch „junge Talente, von denen niemand geglaubt hat, dass es sie in Deutschland gibt“.

Anfang des Jahres begann das Bewerbungsverfahren für die Show, dessen Sieger einen Ausbildungsvertrag in Höhe von 15 000 Euro und einen Plattenvertrag bekommt – sofern die Eltern zustimmen. Denn da die jüngsten Teilnehmer acht, die ältesten vierzehn Jahre alt sind, haben die Erwachsenen bei der Karierreplanung noch ein Wörtchen mitzureden.

Marie hat zuvor noch nie auf einer richtig großen Bühne gestanden; ein Schulfest, ein kleiner Gesangswettbewerb in Hamborn, den sie auch gewonnen hat – viel mehr Auftrittserfahrung bringt sie nicht mit. Trotzdem hat sie keine Angst vor Publikum und Jury. „Ich gehe dann in mich und gehe alles durch, was ich auf der Bühne machen will“, sagt sie abgeklärt, „ich bin auch nie so nervös, eher aufgeregt im positiven Sinne.“

Für das Casting hat ihre Mutter sie angemeldet – nicht ohne zuvor abzuklären, ob Marie sich eine Teilnahme überhaupt vorstellen könnte. Sie konnte. Doch von der Bewerbung habe sie der Tochter lieber erstmal nichts erzählt, „um ihr eine Enttäuschung zu ersparen“, sagt die Mutter. „Aber es wurde dann ja keine Enttäuschung.“ Denn Maries Demo-Video, auf dem sie die Ballade „Because of you“ ihres Vorbilds Kelly Clarkson sang, überzeugte. Und so wurde sie zu den so genannten „Blind Auditions“ eingeladen, die Sat1 ab Freitag ausstrahlt.

Das Lied, das sie für den Auftritt vor der Jury einüben sollte: „Only hope“ von Mandy Moore. „Erst habe ich den Text gelernt und danach das Lied so oft gesungen, bis ich alle Töne getroffen habe“, beschreibt Marie ihre Vorbereitung.

Ihr Ehrgeiz klingt gesund, nicht verkrampft. Singen ist nur eines ihrer Hobbys, daneben macht sie Leichtathletik, wie ihr Zwillingsbruder Marvin, der in der Familie bis jetzt allerdings noch nicht als Gesangstalent in Erscheinung getreten ist. Er spielt lieber Fußball.

Marie hat ihre Casting-Teilnahme nicht bereut. Da die ersten beiden Runden des Wettbewerbs aufgezeichnet wurden und nur das Finale noch bevorsteht, weiß sie schon, wie weit sie gekommen ist, darf es aber nicht verraten. Was sie jedoch sagen kann: „Es war wirklich schön – so etwas kann ja nicht jeder erleben.“