Neudorf. .

Schon vor einigen Jahren hat das Geschäft „Ketzer + Frings“ an der Koloniestraße seine Tür endgültig geschlossen. Zwischendurch versuchte der Betreiber einer Videothek sein Glück an dem Standort. Doch nur kurz. Dann war wieder Leerstand angesagt. Vor einigen Wochen hat sich das geändert. Es ist wieder Leben im auf 1600 Quadratmetern. Ein Gebrauchtwarenzentrum (GWZ) ist als Mieter dort nun zu Hause.

Und irgendwie schließt sich damit ein Kreis. Denn das GWZ ist die Verkaufsfiliale der Essener Exportale Gmbh, die ihren Schwerpunkt auf Haushaltsauflösungen legt und damals auch die Räume von „Ketzer + Frings“ entrümpelt hat. Das GWZ sieht sich in der Tradition des früheren Fachgeschäfts für Fahrräder, Garten, Elektro und Haushalt. Nur eben mit Gebrauchtwaren. Deshalb soll auch das alte Firmenschild über dem Eingang bleiben – künftig links und rechts eingerahmt vom GWZ-Logo.

Drinnen sehen die Kunden den Querschnitt eines typischen Ruhrgebietshaushalts – von Elektrogeräten über ganzen Küchenzeilen bis zu Möbeln.

Es ist aber manchmal auch außergewöhnlich und skurril, was Christian Klein, bereits mit 24 Jahren Geschäftsführer des GWZ in Neudorf, dort so alles zum Verkauf anbieten kann. Da wäre zum Beispiel ein extravaganter Pelzmantel von Karl Lagerfeld, der aus einem sehr vermögenden Haushalt stammen und Anfang der 80er Jahre mal 40 000 Mark gekostet haben soll. Wer sich interessiert: Für 600 Euro ist der Mantel bis jetzt noch zu haben.

Wer sich weiter umschaut, stößt auch auf einen Indianer-Poncho mit Federn und Vogel, ein altes Post-Telefon, Apotheker-Gefäße aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, Orientteppiche, eine große Pfeifensammlung oder ein Hohner-Akkordeon.

300 Haushaltsauflösungen in Duisburg, Essen, Oberhausen, Mülheim und der Umgebung – meistens aus Altersgründen oder wegen Sterbefalls – stemmt die Exportale pro Jahr. Vom kleinen Appartement bis zur 500-Quadratmeter-Unternehmervilla. Da kommt einiges zusammen. „Wenn ich das Lager mitrechne, haben wir allein bei uns in Neudorf 200 000 Artikel“, sagt Christian Klein.

Im Gegensatz zu Gebrauchtwaren werden Kunst und Antiquitäten auch angekauft – aus Privatbeständen und mitunter im hochpreisigen Bereich. Da könne ein Bild von 5000 Euro dabei sein. Eine kleine Galerie soll im GWZ eingerichtet werden, eine umfangreiche Bücheransammlung und große Auswahl von Second-Hand-Kleidung gibt es dort schon.

Und wer, wie ein junger Kunde kurz vor Ladenschluss, nach Kabelbindern sucht, wird auch fündig. Ganz in der Tradition von „Ketzer + Frings“.