Duisburg. .

„Stadtmassaker und Sozialverbrechen“ wirft Roland Günter der Duisburger Stadtplanung schon im Titel seines neuen Buches vor (Klartext, 23,95 Euro). Der Autor hatte sich in den 70er Jahren einen Namen gemacht im Zusammenhang mit der Rettung der Oberhausener Arbeitersiedlung Eisenheim vor dem Abriss. Was ihn nun so in Rage bringt, ist der laufende Abbruch in Bruckhausen für den Grüngürtel und der geplante Abriss der Siedlung am Zinkhüttenplatz für das dort vorgesehen Factory Outlet Center.

Bruckhausen sei ein „städtebauliches Biotop“, argumentiert Günter, an dem man 100 Jahre Städtebauentwicklung nachvollziehen könne, und somit einzigartig im Ruhrgebiet. Und mit der Siedlung am Zinkhüttenplatz habe Architekt Max Taut mustergültig gezeigt, wie man „Massenwohnungsbau menschlich machen kann“.

In beiden Fällen ist der 76-Jährige überzeugt, dass der als Abriss-Argument immer vorgebrachte Wohnungsleerstand vermeidbar gewesen wären. Und auch, dass eine Revitalisierung der Quartiere nach wie vor möglich wäre. Es gebe ein „Netzwerk von Initiativen und intelligenten Leuten“, die bereit stünden, ehrenamtlich eine entsprechende Planung auf die Beine zu stellen. Das sei möglich, so Günter, „in einem Jahr und mit sehr wenig Geld“. Voraussetzung sei allerdings der umgehende Verzicht auf weitere Häuserabrisse.

„Dieser Stadtteil hat doch nach wie vor seine Faszination“, sagt Günter über Bruckhausen. Er sei durchaus geeignet, beispielsweise Studenten und Intellektuelle als neue Bewohner anzuziehen. Und auch die früheren Bruckhausener: „Es gibt viele, die zurückkommen wollen.“ Die schon entstandenen Lücken in der Bebauung könne man wieder schließen durch moderne Stahlbauten, die in Sichtweite der Thyssen-Krupp-Hochöfen ein „Symbol der Stahlstadt“ wären.

Die Verknüpfung verschiedener Fördertöpfe mache das Ganze finanzierbar. Sozialer Wohnungsbau sei ebenso denkbar wie die Belebung der zahlreichen Hinterhöfe durch die Ansiedlung von Handwerkern und Gewerbetreibenden.