Rotterdam. .

Jede Woche fährt Cor Klein mit seiner „Orania“ von Rotterdam nach Duisburg. Er transportiert Baustoffe von Hafen zu Hafen. Im Juli macht er sich mit dem 135 Meter langen Schiff erneut auf den Weg. Doch dann wird der Kahn zu einem schwimmenden Theater. Rund 130 niederländische Wagner-Enthusiasten verlegen die Oper „Rheingold“ auf den Rhein. Die „Orania“ bietet die Bühne für das Spektakel. Unter Deck haben 500 Zuschauer Platz. Am 5. Und 6. Juli legt die Produktion an der Mercator-Insel in Ruhrort an.

„Die Idee, einmal auf einem Schiff zu spielen, gab es schon lange“, erklärt Laura Koelmans. Die Violonistin spielt im Studentenorchester der Universität Utrecht. Sie erinnert sich: Der Vater eines Kommilitonen ist Binnenschiffer, das nächste Konzert sollte mit einem Schiff zu tun haben. Zunächst hatten sie die Idee, mit einem Kahn anzureisen und dann in herkömmlichen Theatern Konzerte zu geben. Doch sie spannen die Idee weiter, dachten an das Wagner-Jahr und landeten bei Rheingold. „Rheingold auf dem Rhein, das wäre ein tolles Event“, fanden sie und machten sich auf die Suche nach einem geeigneten Schiff.

So lernten sie Cor Klein kennen. Der Binnenschiffer hatte bisher nicht viel mit Opern zu tun. „Ich hör’ zwar manchmal klassische Musik, habe aber noch nie eine Oper live gesehen“, sagt der Reeder. Das Projekt ist auch für ihn eine Premiere. Um aus dem Schiff ein Theater zu machen, wurde eine Firma angeheuert, die sich auf den Aufbau von Festivals spezialisiert hat. Innerhalb von einer Woche soll der Innenraum im Juli umgebaut werden.

Bayreuth-Erfahrung

Damit die Produktion nicht nur ein Event, sondern auch künstlerisch ein Erfolg wird, machten sich Laura Koelmans und die anderen auf die Suche nach einem künstlerischen Leiter. „Eigentlich schien die ganze Sache ein unmögliches Unterfangen zu sein, aber die Musiker haben mich so begeistert, sie hatten so ein Leuchten in den Augen, dass ich mitmachen wollte“, erinnert sich Wim Trompert. Der Regisseur hat beispielsweise an der Oper Amsterdam inszeniert oder „Woyzek“ in Kanada gezeigt. Mit „Rheingold“ stellt er sich zum ersten Mal den Herausforderungen Richard Wagners. „Es gibt in den Niederlanden ein paar eingeschworene Wagner-Fans, aber die Oper hat in Deutschland einfach einen anderen Stellenwert“, weiß Trompert.

Das kann auch Wilke te Brummelstroete bestätigen. Die Mezzosopranistin ist eine von 40 professionellen Sängern, die bei dieser Rheingold-Inszenierung mitwirken. In Bayreuth hat sie schon die Siegrune gesungen. „Bayreuth ist natürlich der Olymp, das hat eine ganz andere Ausstrahlung“, sagt sie. Trotzdem freut sie sich, mal in einer ungewöhnlichen Umgebung zu singen. Tontechniker sollen dafür sorgen, dass die Akustik unter Deck stimmt. Und noch etwas ist Laura Koelmans wichtig: „Wir suchen jeweils ruhige Liegeplätze, damit kein Musiker und kein Zuschauer seekrank wird.“

Die Aufführung wird nicht nur auf dem Wasser stattfinden, sondern das Wasser wird im Bühnenbild eine große Rolle spielen. „Der Rhein hat eine große Kraft und die anliegenden Städte reich gemacht. In den Niederlanden kennen wir mehr das industrielle Bild des Flusses, aber in Deutschland zeigt sich der Rhein ja auch von seiner romantischen Seite“, gibt Wim Trompert einen Ausblick.

Mit Swimmingpool

Auch ein Swimmingpool wird eine Rolle spielen, aber mehr will der Regisseur noch nicht verraten. Nur so viel: Nass wird wohl niemand.