Ratlos lässt Gärtnerin Sabrina Jacob ihren Blick über das Meer aus bunten Blüten schweifen. Zitronengelbe Narzissen und tiefrote Primeln, knallige Tulpen und aparte Kletterpflanzen: Im Gartencenter „Mühle Dickmann“ grünt und blüht es an allen Ecken und Enden – doch die Kundschaft bleibt trotzdem fern. „Normalerweise ist die Woche vor Ostern unsere verkaufsstärkste, aber in diesem Jahr herrscht gähnende Leere“, sagt Jacob betrübt. Angesichts der momentanen Wetterlage sei das ja auch kein Wunder: „Bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt denkt verständlicherweise niemand an Frühjahrsbepflanzung.“
Fürs Geschäft ist das natürlich fatal, schließlich plant die Gartenbranche stets wetterunabhängig. Sträucher, Kräuter, Obstbäume und jedwede Art von Frühlingsblühern warten nun geduldig darauf, doch noch gepflanzt zu werden. „Normalerweise ist dies die ideale Zeit, um etwa Erdbeeren zu setzen. Doch die Menschen sind verunsichert und warten lieber ab“, weiß Jacob. In den Gärtnereien wächst indes die Angst, die Kunden könnten komplett auf die Frühjahrsbepflanzung verzichten. „Einige Kunden fragen bereits nach Geranien. Dabei sind das typische Sommerblumen, die frühestens Ende April gepflanzt werden sollten. Das zeigt uns, welche Verwirrung diese Saisonverschiebung unter den Menschen stiftet.“
Dabei gebe es genügend Gewächsarten, die trotz der miesen Witterungsbedingungen bedenkenlos gepflanzt werden könnten: Stiefmütterchen, Hornveilchen und sämtliche Zwiebelpflanzen etwa gehören zu den robusten Blumentypen, die in der Regel auch Frost mühelos überstehen. Hobbygärtnern, die bereits in der ersten kurzen Wärmeperiode Anfang März mutig zur Tat geschritten sind, empfiehlt Jacob, die Erde großflächig mit einem Schutzvlies abzudecken: „Es ist wichtig, die frisch gepflanzten Blumen ausreichend zu bewässern, weil sie noch nicht angewachsen sind. Das Vlies bewirkt, dass der Boden nicht allzu stark friert und das Wasser dahin gelangt, wo es hin soll.“ Auch für immergrüne Gehölze sei diese Methode ratsam.
Trotz aller Misere hat das Wetter übrigens auch seine Vorteile: Insbesondere die Osterglocken blühen nicht allzu flott auf. Wer also in den nächsten Tagen zuschlägt, für den öffnen sich die Knospen pünktlich zum Osterfest.