240 Bankkunden erlebten 2009 beim Blick auf ihre Bankauszüge eine böse Überraschung. Sie waren das Opfer von Straftätern geworden, die ihre Daten am Bankautomaten ausgespäht und ihre Konten geplündert hatten. Rund 350.000 Euro erbeutete eine bulgarische Bande auf diese Weise vor allem in Duisburg und Oberhausen. Während sonst meist nur jene gefasst werden, die bei Installation und Abbau der benötigten Geräte eine Festnahme riskieren, konnte diesmal auch der Kopf der Bande in Sofia dingfest gemacht werden. Gestern verurteilte ihn das Landgericht zu viereinhalb Jahren Gefängnis.

Im Frühjahr 2009 hatte der 40-jährige Textilhändler in Bulgarien mehrere Mittäter angeworben. Er versah sie mit Geld für Spesen, sorgte für ihre Einreise nach Deutschland, ließ ihnen die nötigen Gerätschaften für ihr kriminelles Tun zukommen - Fahrer von Fernreisebussen schmuggelten täuschend echt aussehende Bankautomatentastaturen nebst Lesegeräten ins Land - und überwachte das Geschehen per Telefon. Die ausgespähten Daten wurden per Mail an den 40-Jährigen übermittelt, der neue gefälschte Kontokarten anfertigte, mit denen in Bulgarien, Griechenland und Südafrika kräftig Geld ausgegeben wurde.

Mittäter verrieten den Hintermann

Allein 72.000 Euro kassierte die Bande bei 25 Kunden einer Bank-Filiale in Großenbaum. Mehr als 200.000 Euro verloren 119 Kunden, die bei einer Bankniederlassung in Oberhausen-Schmachtendorf Geld abgehoben und so unfreiwillig ihre Daten verraten hatten,

Doch die Bande flog auf. Vor allem deshalb, weil die Täter beim Montieren und Abbauen der falschen Tastaturen, die für den Laien kaum feststellbar fest einmontiert waren, mehrfach von Überwachungskameras aufgenommen wurden. Die fünf Festgenommenen - inzwischen wurden alle vom Landgericht Duisburg zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt - offenbarten bald, wer sie angestiftet hatte.

Gegen den 40-jährigen Textilhändler wurde ein europäischer Haftbefehl erlassen. Im Oktober 2012 wurde er in Bulgarien festgenommen und bereits zwei Monate später nach Deutschland ausgeliefert.

Das Geständnis des Mannes beschränkte sich gestern auf einen einzigen Satz, den sein Verteidiger vortrug: „Mein Mandant räumt den Sachverhalt wie angeklagt ein.“ Weitere Fragen zu Details oder möglichen Hintermännern ließ der Angeklagte nicht zu. Das Geständnis kürzte das Verfahren um drei Verhandlungstage ab und bewahrte den 40-Jährigen vor einem deutlich längeren Aufenthalt hinter Gittern.