Das Thema Pflege polarisiert. Viele Anschreiben erreichten die Redaktion, in denen die Sorgen und Nöte der Familien beschrieben wurden. In eine andere Richtung lenkt Wilma Katzinski. Die Geschäftsführerin der Awocura GmbH, zu der fünf Seniorenzentren sowie Angebote in der Ambulanten Pflege, im Barrierefreien Wohnen und in der Tagespflege gehören, kennt die Ängste aus vielen Beratungsgesprächen. Viele Menschen hätten die innere Haltung, lieber Zyankali zu wählen, als in ein Pflegeheim zu gehen. „Diesen Druck versuchen wir von der Seele zu nehmen“, sagt Katzinski.

Nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Angehörigen, die im Zweifel zum Elternunterhalt beitragen müssen. Wer über ein gewisses Vermögen verfüge, müsse eben zahlen. „Guckt man aber genauer hin, ist es am Ende nicht so drastisch“ , findet Katzinski. Die Geschäftsführerin habe ihre eigene Mutter am Ende mit 200 Euro im Monat unterstützt. „Das fand ich nicht so schlimm, so kann man den Eltern etwas zurückgeben von der Unterstützung, die man selbst von ihnen bekommen hat.“

Frage der Pflegestufen

Katzinski empfiehlt, alle Beratungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, um die Möglichkeiten des Selbstbehaltes auszuschöpfen. Ohnehin seien nur bei 13 Prozent aller Betroffenen die Kinder unterhaltspflichtig. Heikel sei auch das Thema Pflegestufe. Solange jemand zu Hause gepflegt wird, kann die Stufe nicht hoch genug sein, denn um so mehr Unterstützung lässt sich dafür einkaufen.

Katzinski empfiehlt, für den Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse, der die Pflegestufe festsetzt, auch den Pflegedienst mit hinzuzuholen: Deren Pflege-Dokumentation sei oft ein hilfreiches Instrument zur Einstufung.

Sobald jemand stationär gepflegt wird, ist - rein finanziell - wieder eine niedrigere Pflegestufe interessant, weil der Platz - und damit der Eigenanteil - mit jeder Stufe teurer wird.

Für die Ängste und Überforderungsgefühle der Menschen hat die Expertin vollstes Verständnis: „Man versteht es ja nicht weil man blöd ist, sondern weil es so kompliziert ist.“