Modische Vuitton-Handtäschchen, schicke Gucci-Sonnenbrillen oder protzige Rollex - so etwas findet seine Käufer; erst recht, wenn es dem Original nur täuschend ähnlich sieht, dafür aber nur einen Bruchteil kostet. Markenfälschungen betrachten viele Menschen immer noch als Kavaliersdelikt, doch den Markeninhabern gehen dadurch jährlich viele Millionen Euro durch die Lappen. Das gefährdet Arbeitsplätze. Und so manche Fälschung kann gesundheitsschädlich bis lebensbedrohlich sein. Kein Wunder also, dass der Zoll bei der Einfuhr von Waren keinen Spaß versteht.

2010 gelang dem Zollamt Ruhrort ein spektakulärer Fund: Bei einer Container-Schau im Hafen stießen die Beamten auf 17.000 gefälschte Viagra. Bei der Potenzsteigerung hätten die Präparate wenig geholfen, dafür hätte ihre Einnahme aber tödlich sein können. „Die Dinger waren potenziell lebensbedrohlich“, erinnert sich Norbert Schiwon, Sprecher des Hauptzollamtes Duisburg.

Auch bei Textilien oder Spielzeug können die Risiken erheblich sein: Das gefälschte Marken-Shirt kann so mit Chemie vollgepumpt sein, dass sein Träger nach kurzer Zeit auch ohne Oberbekleidung bunt aussieht, die preiswerte Edel-Teddy -Variation kann beim Kind zu schlimmsten allergischen Reaktionen und direkt in die Klinik führen.

Immer mehr Fälschungen

„Produktpiraterie ist kein Kavaliersdelik“, betont Zollamtsrat Schiwon. Dafür ist sie aber ein Delikt mit atemberaubenden Zuwachsraten: 2011 fing der Zoll an den deutschen Grenzen gefälschte Waren im Wert von 82,6 Millionen Euro ab, 2012 stieg die Summe der beschlagnahmten Produkte auf 127,4 Millionen Euro. 80 Prozent der Fälschungen stammen aus Asien. „Wir handeln im Auftrag der Markeninhaber“, erläutert Norbert Schiwon. „Der muss hinterher entscheiden, was mit dem beschlagnahmten Gut geschieht.“ Meist wird es vernichtet.

Beim Hauptzollamt Duisburg liegt das Schwergewicht auf der Kontrolle von Paketen. „Jede Warensendung läuft durch den Zoll“, erklärt Norbert Schiwon. 2011 hat seine Behörde 28.500 Pakete näher untersucht. In 601 Fällen stellten die Kontrolleure Verstöße gegen das Markenrecht fest, 836 Mal verstieß der Inhalt gegen das Arzneimittelrecht. Aktuelle Zahlen stellt der Zoll in den kommenden Tagen vor.

„Bei Arzneimitteln oder sogenannten Nahrungsergänzungsmitteln aus dem außereuorpäischen Ausland gilt die Devise: Finger weg“, betont Schwion. „Der Kunde weiß nie, was ihm da eigentlich geliefert wird.“