Hochfeld. .
„Eins, zwei drei, Linksdrehung, Rechtsdrehung und Sprung nach hinten“, ruft Orhan Fejzulovic seinen Tanzschülern in strengem Ton zu. Aus einer lauten und durcheinanderwuselnden Masse von 28 Schülern formiert sich im Nu eine synchrone Tanzgruppe, die sich im Takt zu den neuesten Street-Dance-Beats bewegt. Die Schüler der Globus-Gesamtschule kommen seit vier Wochen zu ihm, um zu lernen, wie sich die Stars Justin Timberlake, Usher oder Chris Brown bewegen. Der Schule bleiben sie in diesen Stunden fern. Für ihren Lehrer Dirk Heun ist das jedoch kein Problem.
„Das Denken funktioniert durch Bewegung“, meint Heun, der mit den Siebt- und Zehntklässlern der Schule am Dellplatz wöchentlich in die Alte Feuerwache nach Hochfeld kommt, um an den künstlerisch, kulturellen Workshops des neugestarteten „Multi Kulti“-Projektes teilzunehmen.
Norbert Knabben, der Veranstaltungschef, hat das zweieinhalbjährige Projekt mit der Hilfe von Landesfördermitteln in die Feuerwache geholt. Es soll allen Duisburger Jugendlichen die Möglichkeit geben, Theater zu spielen, zu dichten, Hip-Hop, Street Dance oder Break-Dance zu erlernen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Sechs Theaterpädagogen, Musik- und Tanzprofis stehen für die Workshops und Trainings bereit.
„Endlich ein Haus mit Möglichkeiten für Schüler“, freut sich Heun. Seiner Meinung nach verbringen junge Leute zu viel Zeit vorm Computer und Fernseher, weil es zu wenige Kultureinrichtungen gebe. Auch Knabben freut sich, dass die Feuerwache mit dem Projekt nun einen Treffpunkt der Jugendkultur darstellt: „Das tut dem Stadtteil gut“.
Im großen Tanzsaal geht es bei den Zehntklässlern unterdessen weiter mit rhythmischen Bewegungen, aber ohne Musik. „Ohne Musik zieht das gar nicht“, ruft ein Schüler ungeduldig. Doch auch diese Trockenübungen gehören zum Tanztraining dazu. „Spaß und Arbeit gehören zusammen. Ohne Übung geht gar nichts“, findet der didaktische Leiter Heun. Er möchte seine Schüler mit dem Projekt stärken und hofft, dass sie dadurch mehr Selbstvertrauen, Mut und ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln.
Bei seinen Schützlingen kommt dieser Weg an: „Es gibt hier viele Möglichkeiten etwas zu machen und Tanzen ist mein Ding“, sagt Kristina Tomovski (16) und auch Seyma Tunç (16) meint: „Anfangs waren einige noch schüchtern, aber jetzt machen alle mit.“