Der Name Gerhard Cromme wird für tausende ehemalige und noch aktive Duisburger Stahlarbeiter auf ewig mit der Schließung des Krupp-Werkes in Rheinhausen in Verbindung stehen. Die Nachricht, dass Cromme zum Monatsende den Aufsichtsratsvorsitz bei Thyssen-Krupp abgibt wertet Helmut Laakmann so auch als „guten Tag für das Revier und für die ehemaligen Stahlkocher in Rheinhausen und für alle Beschäftigten von Thyssen-Krupp.“ Laakmann (64) führte den am Ende erfolglosen Kampf der Arbeiter gegen die Schließung Ende der 1980er Jahre an. Als er davon erfuhr, dass Cromme nun abtritt, „war ich ziemlich überrascht“. Laakmann: „Ich dachte, der geht nie.“
Ära Cromme „eine Schande“
Nachdem im Dezember gleich drei Spitzenmanager ausgetauscht worden waren, markiert der Abschied von Cromme einen heftigen Einschnitt für das Unternehmen. „Cromme ist gegangen worden“, betont Laakmann, dass der Manager die späte Quittung für die Fehler der vergangenen Jahre bekommen habe. „Ohne jedes soziale Gewissen, hat er Menschen benutzt, wenn er sie gebraucht hat und mit einem Handstreich weggewischt, wenn Sie bei seinen tollkühnen Aktionen im Weg waren.“ Wer glaube, dass die öffentlich geschassten Vorstände die Probleme alleine verursacht hätten, kratze nur an der Oberfläche. „Cromme hat den Bau des Milliarden teuren Stahlwerkes in Brasilien durchgesetzt, weil die Tonne Stahl dort 58 Euro billiger ist als in Duisburg“, so Laakmann.
„Nach dem zweiten Weltkrieg war Krupp weltweit negativ bekannt“, erinnert Laakmann an die 25 000 Zwangsarbeiter, die für Krupp im Einsatz waren. „Durch den Fleiß der Mitarbeiter und vielleicht auch durch die Konzernpolitik von Berthold Beitz konnte sich Krupp etwas rehabilitieren. Die Ära Cromme hat den Konzern mit seinem Image, genau wieder an diesem Ausgangspunkt zurückgebracht. Eine Schande.“
Die Frage sei jetzt, wie viele Arbeitsplätze noch abgebaut werden müssten, damit Cromme seinen goldenen Handschlag bekommen kann. „Das Beste was dieser Konzern noch hat, sind seine Mitarbeiter und die sollten nicht auch noch diesen längst notwendigen Abgang finanzieren, dass wäre respektlos und kein Neuanfang.“
Harte Einschnitte werden kommen
Der neue Vorsitzende müsse jetzt zeigen, dass er Rolltreppen und Stahl am Markt platzieren kann „ohne kriminelle Vereinigungen zu gründen“, so Laakmann: „Qualität und Preis müssen Geltung haben und nicht Bestechungen, Korruption und Preisabsprachen. Beschäftigte müssen wieder den Stellenwert bekommen der einmal das Aushängeschild dieses Unternehmens war.“ Gleichzeitig warnt er aber auch vor zu großer Hoffnung, dass das Unternehmen nicht weitere harte Einschnitte durchsetzen wird.