Es klackt. In einer Tour. Manche bilden aus den Plastikjetons ständig neue Häufchen. Klack-klack-klack! Andere lassen sie zwischen den Fingern umherwandern. Klack-klack-klack! Als Pokerspieler braucht man an einem Turnierabend im Duisburger Casino nicht nur starke Nerven, eingefrorene Gesichtsmuskeln und gutes Bauchgefühl, sondern die Fähigkeit, sich von äußeren Einflüssen nicht kirre machen zu lassen. Das können schlechte Karten und plaudernde Mitspieler sein. Oder aber: klack-klack-klack!

Die WAZ hat den Selbstversuch gewagt und beim „Last Chance Satellite“-Turnier mitgemacht. Hier konnten Pokerspieler für ein Startgeld von 50 Euro ein Gratis-Teilnahmeticket im Wert von 750 Euro für die „Duisburg Open“ gewinnen – ein Wettbewerb, bei dem Preisgelder in fünfstelliger Höhe locken und der am heutigen Samstagabend in die entscheidende Runde geht. Die Vorfreude ist groß, die Erwartungshaltung mangels Turniererfahrung eher bescheiden. Auf geht’s!

Weißes Hemd, graue Weste

65 Spieler machen mit. Wer auf welchem Stuhl der sechs Spieltische sitzt, entscheidet der Zufall. Es gilt ein Plastikkärtchen zu ziehen. Auf meinem steht: Tisch 6, Platz 9. Da sitzt schon der Dealer. Dieser hier verkauft keine Drogen! Sondern ist Kartengeber und Spielaufsicht. Weißes Hemd, graue Weste, rote Krawatte – der junge Mann ist der bestangezogene in unserer Runde. Wir spielen zu elft. Jeder erhält zwei Karten. Dann werden fünf weitere in drei Portionen (3-1-1) in die Mitte gelegt. Wer aus diesem Gebilde das stärkste Blatt bauen kann, gewinnt!

Ich halte mich zurück. Jemand, der etwas von dem Spiel versteht, riet mir im Vorfeld zur Disziplin. Es ist aber schwer, der Verführung zu widerstehen, auch bei mäßigem Blatt mitzumachen. Das rächt sich: Mein Jetonberg (der „Stack“) wird schnell zum Hügelchen – und ist irgendwann ganz verschwunden.

Turnier-Ende? Aber nein! Es besteht die Chance des Wiedereinstiegs: „Rebuy“ heißt das in Pokerkreisen. Nochmal 50 Euro auf den Tisch. Weiter geht’s. Alle 15 Minuten werden die Einsätze erhöht. Jede Spielteilnahme kostet also mehr Chips. So lichtet sich der Konkurrentenkreis. Und weniger Mitspieler bedeutet auch weniger benötigte Tische. So kommt es immer wieder zu Umverteilungen und neuen Sitzordnungen. Schließlich lande ich an Tisch 1. Es sind nur noch 22 Spieler im Rennen, die besten 12 erhalten besagtes 750-Euro-Ticket. Meine Karten sind konstant so mies, dass ich nur spiele, wenn ich es muss. Ausgerechnet in diesen Alles-oder-nichts-Momenten („All in!“) habe ich ein Full House oder drei Könige, gewinne und verdopple. Und bleibe dabei. Bis zum Schluss. Nach sechs Stunden steht fest: Ich bin einer aus dem Sieger-Dutzend. Das Herz pocht. Adrenalin-Sturzbäche fluten den Körper. Und in den Ohren macht es: klack-klack-klack!