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achdem ich fast drei Jahre im Vorderhaus von „Les Misérables“ in Duisburg gearbeitet und dabei über hundert Vorstellungen des Musicals verfolgt habe, habe ich mich natürlich sehr auf den Musical-Film gefreut. Mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen habe ich den Film im UCI am Hauptbahnhof gesehen. Schon bei den ersten Klängen der Musik kommt dieses Gänsehaut-Feeling auf, dass es auch im TaM stets gegeben hatte.

Alles ist ganz toll – bis Russell Crowe zu singen anfängt. Der „Gladiator“ mag ein toller Schauspieler sein, singen sollte er aber besser nur unter der Dusche. Viele Duisburger erinnern sich sicherlich noch an Hartwig Rudolz, der den Javert auf der Bühne nicht nur verkörperte, sondern stimmgewaltig lebte. Crowe macht aus „Sterne“ eine Schlagervariante, die an sein schwaches Stimmvolumen angepasst wurde. Überrascht hat mich Hugh Jackman, der stimmlich wie schauspielerisch eine Oscar-reife Darbietung vom Strafgefangen zum Bürgermeister Jean Valjean hinlegt. Er und Eddie Redmayne als verliebter Revolutionär Marius bilden die wahre gesangliche Basis des Films auf der Herrenseite. Bei den Damen überzeugt Anne Hathaway mit ihrer tränenüberströmten Fantine und Samantha Barks als Éponine.

Gerne erinnert man sich in Duisburg an das geradezu kongeniale Paar Anne Welte und Tom Zahner, die als Wirtsleute Thénadier die Zuschauer mit ihren Späßen zum Mitschunkeln und Mitklatschen animierten. In der Filmversion bleiben Helena Bonham Carter und Sacha Baron Cohen („Borat“) deutlich hinter ihren Möglichkeiten. Immer wieder erinnerte ich mich während des Films an die Umsetzung der Leinwand-Szenen auf der Bühne. Hierbei sind die Bühnenaufbauten perfekt in den Film übersetzt worden, der unter digitalen Möglichkeiten viel mehr gestalterische Freiheiten lässt. Eine kleine Verneigung an die Bühne stellt offensichtlich der Tod des Revolutionärs Enjolras. Er fällt nach den tödlichen Schüssen aus dem Fenster und bleibt in der gleichen Position wie sein Zwilling auf der Musicalbühne liegen.

Für die Filmversion wurde die Reihenfolge einiger Leider verändert (so singt Javert erst „Sterne“ bevor es den Überfall von Thénadier und seiner Bande auf Jean Valjean und Cosette gibt). Einige Lieder wurden gekürzt oder extra für die Film-Version geschrieben. Leider sind einige Einstellungen aus der Bühnenversion verschwunden (etwa: Gavroche ohrfeigt Javert nach seiner Enttarnung nicht). Trotz aller Kritik ist der Film eine eigenständige und durchaus gelungene Interpretation des Stoffes. Wer die Wahl hat, sollte sich den Film ohne Untertitel und möglichst auf Englisch anschauen.