Als es zu Ende ging, nahm er seine Frau in den Arm und wachte über die schwächer werdenden Atemzüge. Allein war Helmut Fohlmeister dabei nicht. Das Netzwerk Palliative-Care-Duisburg begleitete das Ehepaar und machte das Ende des Lebens erträglicher und das Sterben daheim erst möglich.

Seit wenigen Wochen ist Helmut Fohlmeister nun Witwer. Auf dem Couchtisch, auf dem Bett, überall stehen Fotos von seiner Frau Hildegard. Die Trauer sitzt tief. Er blüht erst auf, wenn er von ihrem Leben erzählt - und von seinen Unterstützern. „Die haben das Herz auf dem rechten Fleck“, schwärmt der 75-Jährige. „Meine Frau fühlte sich so geborgen, die blühte richtig wieder auf.“ Und auch das Ende hört sich in seinen Worten gar nicht so schlimm an: „Meine Frau hatte am Ende gar keine Schmerzen. Das war ein ganz sanftes Einschlafen.“ Wenn man vom Sterben schwärmen könnte, würde es sich wohl so anhören.

Wie eine mobile Praxis

Hildegard Fohrmann hatte einen Tumor im Fuß, der schließlich so weit gestreut hatte, dass er inoperabel war. Statt eines ambulanten Pflegedienstes startete ein SAPV-Team (siehe unten) seine Arbeit. „Das ist wie eine mobile Praxis“, beschreibt Koordinatorin Malgorzata Szajkowska: in Palliativ-Medizin qualifizierte Pflegekräfte und ebenso geschulte Ärzte seien dafür da, den letzten Lebensweg so schmerzfrei und angenehm wie möglich zu gestalten. Symptome wie Übelkeit oder Luftnot werden soweit als möglich reduziert. Das Team könne viele Therapien daheim übernehmen, für die die Patienten sonst oft zurück ins Krankenhaus müssten. Getaktete Pflegezeiten gebe es nicht, „wir bleiben solange es nötig ist, kommen auch mehrmals am Tag“, beschreibt Szajkowska.

Dafür ist Improvisationstalent nötig. Aber: „Gerade die schwerstkranken Patienten haben oft das meiste Verständnis, wenn sie noch ein bisschen auf uns warten müssen. Sie wissen, dass es am nächsten Tag sie selbst sein können, die mehr Zeit beanspruchen.“

Kontinuität sei gewährleistet, Hausbesuche rund um die Uhr möglich. Das beruhigte auch Helmut Fohlmeister, der die letzten 40 Jahre im Doppelpack mit seiner Frau gemeistert hatte und plötzlich alles allein stemmen musste. Er konnte jederzeit Hilfe herbeiholen. Und die Monate mit seiner Frau daheim nutzen, noch ein bisschen von ihr zu lernen, etwa in Sachen Haushaltsführung. „Ich wusste ja gar nicht, wo es langgeht, ich war doch nie einkaufen“, gesteht er. Dass er noch mal auf sich allein gestellt sein würde, hatte er ohnehin nicht für möglich gehalten: Seine erste Frau starb 1971 - ebenfalls an Krebs.

Dass er jetzt mit seinem Schicksal hadert, ist kein Wunder. Die Anstrengungen der letzten Wochen waren riesig, die Einsamkeit jetzt ist umso größer. Für Palliative-Care Duisburg ist der Einsatz daher noch nicht zu Ende. „Wir brechen den Kontakt nicht ab, wir gucken, ob es den Angehörigen gut geht, wir vermitteln in Trauergruppen und setzen die Begleitung fort“, erklärt Szajkowska.