Die aggressiven Revierkämpfe zwischen verfeindeten Rockerbanden in Duisburg wie in der gesamten Rhein-Ruhr-Region eskalieren: Nur mit Glück und ärztlicher Kunst hat am vergangenen Sonntagabend ein 23 Jahre alter Duisburger, Mitglied der Hells Angels, die zwei Bauchschüsse überlebt, die ihm ein Unbekannter vor einem Fast-Food-Restaurant im benachbarten Oberhausen mit insgesamt 13 Schüssen auf seinen Wagen zugefügt hatte.

Kontrollpunkte mit Panzerwagen

Seit diesem Vorfall ist die Polizei in Duisburg noch einmal in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden: Mehr Einsatzkräfte, mehr Gerät stehen zur Abwehr und Kontrolle bereit. Denn: Die Ordnungskräfte rechnen jetzt mit einem blutigen Gegenschlag der Hells Angels.

Kaum war der bauchverletzte Rocker im Hamborner St. Johannes Hospital noch aus eigener Kraft in der Notaufnahme aufgetaucht, erschienen etwa 70 Mitglieder der „Hells Angels“ vor dem Krankenhaus. Bewaffnete Einsatzkräfte der Polizei sorgten daraufhin für Ruhe und Abstand zum Gebäude. Es kam zu keinem Zwischenfall. Die Rocker rückten ab, als sie erfuhren, dass ihr angeschossener Kollege außer Lebensgefahr sei. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat dann am Montag die Ermittlung wegen einer versuchten Tötung aufgenommen. Die Arbeit der Mordkommission erweist sich erwartungsgemäß als schwierig: Der niedergeschossene Mann hatte gestern gegenüber der Polizei weder brauchbare Angaben gemacht noch eine Anzeige erstattet, obwohl er vermutlich den oder die Täter, die ihn töten wollten, gesehen und identifiziert hat.

Bereits seit zwei Nächten wird in Duisburg scharf geschossen. Zunächst feuerten Unbekannte in der vergangenen Woche auf das Vereinsheim des Motorradclubs Satudarah in Rheinhausen und durchlöcherten einen davor abgestellten Mercedes. Tags drauf attackierten Bewaffnete einen Kiosk in Beeck, der von der Polizei „eindeutig dem Umfeld der Hells Angels“ zugerechnet wird. Tage zuvor war es vor dem Vereinsheim der Satudarah in Rheinhausen zu einer Massenschlägerei gekommen.

Deswegen hatte noch vor den Schüssen am Sonntagabend ein Großaufgebot von mehreren mit Maschinenpistolen bewaffnete Einsatzhundertschaften der nordrhein-westfälischen Polizei „einschlägige Orte und Straßenzüge“ des Rotlicht-Milieus von Duisburg (Altstadt, Vulkanstraße, Charlottenstraße) und Oberhausen (Flasshofstraße) abgeriegelt und kontrolliert. Dabei kamen auch „Panzerwagen“ zum Einsatz, die aber vor Ort nur für die Ausleuchtung der Kontrollpunkte zu sorgen hatten. Notfalls aber wären die schusssicheren Fahrzeuge in der Lage, mit der Rammschaufel an der Front, versperrte Eingangstüren und oder Hauswände zu durchbrechen. Auch ein Motorradclub in Kleve, die „Night Riders“, wurde in diesem Zusammenhang von der Duisburger Polizei besucht, nachdem die Absicht bekannt wurde, dort unter Umständen eine Dependance der „Satudarah“ einzurichten. Doch dies war wohl falscher Alarm.

In der Nacht von Freitag auf Samstag hatte die Polizei nach Worten ihres Sprechers Stefan Hausch zudem den Bereich der Friedrich-Ebert-Straße in Rheinhausen komplett abgeriegelt. Dort, wo seit Sommer des vergangenen Jahres das Rocker-Vereinsheim angesiedelt ist. Betreten konnte man diesen Bereich nur dann noch, nachdem man sich einer Totalkontrolle der Einsatzkräfte unterworfen hatte. Hausch: „Wir wollten genau wissen, wer da rein und raus geht.“ Ein Vorgang, den manche Anwohner ganz und gar nicht komisch fanden. Sie zeigten sich empört über harsche Ausweiskontrollen. Hausch: „Wir bitten aber um Verständnis für diese Maßnahme.“