Der Eindruck täuscht: Trotz zahlloser Polizei-Meldungen in den vergangenen Wochen über Einbrüche und bandenmäßige Raubzüge in privaten Wohnungen links und rechts des Rheines in Duisburg, spricht die Statistik der Polizei in diesem Bereich dennoch von „leicht sinkenden Fallzahlen.“

Sind im Vorjahr 2011 Einbrecher und Dunkelmänner noch 1656 Mal mit Gewalt in Duisburger Wohnungen eingedrungen, waren es in den elf Monaten Januar bis November 2012 nur 1439. „Gegen den Landestrend in NRW“, so bestätigt Polizeisprecher Ramon van der Maat, „haben wir es mit leicht sinkenden Fallzahlen zu tun.“ In der Regel kommen immer zwei Tätertypen als Tatverdächtige für Einbruchsdelikte in Frage: „Zum einen der Junkie, der seinen täglichen Drogenkonsum durch Einbruch finanzieren muss. Und dann die gewerbsmäßigen Banden, das organisierte Verbrechen, oft Tätergruppen aus Süd-Ost-Europa.“

Doch dummerweise ist im vergangenen Jahr nicht nur die Anzahl der Einbrüche, sondern auch die der aufgeklärten Fälle (12,5%) deutlich weniger geworden. Im Jahr davor, in 2011, waren es zwar auch nur mäßige 16% der Einbrüche, die die Polizei in Duisburg mit einem identifizierten Täter als „aufgeklärt“ an Staatsanwaltschaft und Gerichte weitergegeben hatte. Aber immerhin noch gut 3% mehr als jetzt im Jahr 2012.

Wohnungseinbrecher gehen also zunehmend ein geringes Risiko ein, nach ihrem kriminellen Akt, der bei den Opfern neben materiellen oft auch seelische Schäden auslöst, überhaupt zur Verantwortung gezogen zu werden. Nach einer Studie des Essener Kriminologen (und Kripo-Haupt-Kommissar) Frank Kawelowski (die NRZ berichtete), würden sogar nur 3% der Wohnungseinbrecher am Ende tatsächlich von einem Gericht zu Haftstrafen verurteilt. Eine geradezu niederschmetternd geringe Anzahl, gemessen an dem Umstand, dass die Region Westdeutschland (Rhein-Ruhr) auch noch als das „Einbrecherland“ gilt – mit reichlich hohen Fallzahlen pro 100.000 Einwohner. Beispiel: Duisburg 326 Fälle, Berlin 318 Fälle, Bundesdurchschnitt nur 150 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Riesenproblem auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft: „Keine Spuren, kein Täter, kein Strafverfahren“, sagt Sprecher Detlev Nowotsch. Selbst die 16% oder aktuell 12,5% der Fälle, die aus Sicht der Polizei als aufgeklärt gelten, seien es aus Sicht der Staatsanwaltschaft eben nicht allesamt. Weswegen es zu geringeren Verurteilten-Zahlen im Vergleich zu den polizeilichen Tatverdächtigen-Zahlen komme.

Die politische Botschaft aus dem NRW-Innenministerium, Einbruchsdelikte stünden hierzulande unter einem „zu geringen Fahndungsdruck“, hört man im Polizeipräsidium an der Düsseldorfer Straße mit skeptischer Zurückhaltung. Mehr Personal sei für derlei nicht vorhanden, sagt Sprecher van der Maat. Schon jetzt würde bei „jedem Einbruchstatort auch nach DNA-Spuren gesucht“. Natürlich nicht aufwändig und flächendeckend wie an einem Mordtatort. „Wie sollte so etwas auch funktionieren bei vier Einbrüchen pro Tag?“ Etwas anderes sei die durchaus effektive polizeiliche Fahndung durch Handy-Ortung von tatverdächtigen Personen. Der Sprecher: „Wenn wir eine Einbruchsserie haben und von Tatverdächtigen Daten über Handykontakte bekommen, die sich allesamt rund um diese Tatorte abspielen, haben wir gute Ansatzpunkte.“

Doch: Den Telefon-Unternehmen ist die Speicherung von Handydaten auf Vorrat (drei Monate lang) gesetzlich untersagt. Bleibt also nur das klassische Räuber- und Gendarm-Spiel?

„Die Bürger sollten aber nicht alle Pflicht auf Polizei und Justiz abwälzen“, mahnt der Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft. Stichwort: Eigensicherung! „Schlampig gesicherte Wohnungen sind geradezu eine Einladung an Kriminelle zum Einbruch. Dagegen kann man viel tun!“