Welch drastische Folgen die Schäden an einer Brücke haben können, ist derzeit in Leverkusen zu beobachten: Da ist die Rheinbrücke der Autobahn 1 seit Dezember für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Seit in der Konstruktion Risse entdeckt wurden, müssen Lkw-Fahrer Umwege in Kauf nehmen. Gleichen Bautyps ist die A-40-Rheinbrücke zwischen Neuenkamp und Homberg. Sie wurde erst vor drei Jahren aufwändig saniert und weist im Augenblick auch keine Schäden auf. Dennoch bringen die Landtagsabgeordneten Sarah Philipp, Rainer Bischoff und Frank Börner (alle SPD) nun eine bemerkenswerte Variante ins Spiel: den Bau einer neuen Brücke. Geplante Fertigstellung: im Laufe der nächsten 20 Jahre.

Ständige Reparaturen drohen

Mit Kräften des Landesbetriebs Straßen NRW, darunter Geschäftsführer Ralf Pagenkopf, nahmen die Politiker gestern das Bauwerk in Augenschein. Danach äußerten sie drei Kernpunkte. Erstens: Die Brücke ist derzeit absolut sicher und kann von allen Verkehrsteilnehmern bedenkenlos genutzt werden. Zweitens: Sie wird immer reparaturbedürftig bleiben. Das heißt: In einem Rhythmus von etwa zwei Jahren drohen auf der Brücke Sperrungen mehrerer Fahrspuren, um Ausbesserungsarbeiten vorzunehmen. „Das führt zu Staus auf den Autobahnen und Frust in den Stadtteilen, weil sich die Blechlawine dann dort einen Weg sucht“, sagt Rainer Bischoff. In Rheinhausen oder Homberg könne man schon jetzt ein Lied davon singen. Hinzu kämen laut Peter Belusa von Straßen NRW bei jeder turnusmäßigen Reparatur Instandhaltungskosten von – Stand heute – 500 000 Euro.

Deshalb kommen die Politiker zu Kernpunkt drei: Perspektivisch hilft nur ein Brücken-Neubau. Laut Sarah Philipp würde dieser nach heutigen Berechnungen 85 Millionen Euro kosten. Der langfristige Bedarf sei aufgrund der Problematik beim baugleichen Brückentyp in Leverkusen klar erkennbar. Laut Börner und Bischoff soll noch in dieser Woche der Kontakt zu NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) hergestellt werden. Das Land müsse das Bauprojekt bei Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) vormelden, weil Autobahnen in den Zuständigkeitsbereich des Bundes fallen. „Es gibt allein in NRW einen Gesamt-Instandsetzungsbedarf an Brücken in Höhe von 3,5 Milliarden Euro“, nennt Sarah Philipp erstaunliche Zahlen. „Deshalb müssen wir kräftig trommeln, um in der Prioritätenliste des Bundes hochzurutschen“, schiebt Bischoff hinterher.

Von den 1000 Schweißnähten, die vor drei Jahren ausgebessert wurden, waren übrigens 10 Prozent schon wieder defekt. „Das ist deutlich zu viel“, stellt Peter Belusa von Straßen NRW klar. Die Ausbesserungen habe aber die damals beauftragte Firma im Rahmen der Gewährleistung erledigen müssen. „Jetzt ist alles in Ordnung.“ Und warum hält die Duisburger Brücke noch stand, wenn die identische in Leverkusen schon ächzt? „Weil dort pro Jahr 900 000 Lkw mehr hinüberfahren als hier in Duisburg“, so Belusa. „Mit einem addierten Gewicht von 34 Millionen Tonnen.“