Die Deutsche Oper Rhein schreibt derzeit eine Erfolgsgeschichte nach der anderen. „Xerxes“, Händels böse Komödie, die als Koproduktion mit der Komischen Oper Berlin an der Rheinoper gezeigt wird, ist ständig ausverkauft. Auch für die Vorstellungen des von den Medien bejubelten Barock-Spektakels im Februar gibt es keine Karten mehr. Für Riesenbeifall sorgt auch Martin Schläpfers neuer Ballettabend „b.14“. Ausverkauft waren zudem die beiden Gastspiele der Ballett-Compagnie der DOR, die am 9. und 10. Februar erstmals vor spanischem Publikum im Opernhaus in Barcelona auftrat. Abseits der Bühne hat die Oper nun weitere positive Schlagzeilen produziert: mit dem ersten fünfwöchigen Kostümverkauf, der bisher jemals von einem Theater gestartet worden ist.

Ladenhüter gab es auch

4663 Kostüme, Hüte, Schuhe und Accessoires aus dem Fundus der beiden Häuser in Duisburg und Düsseldorf sind in der Zeit über die Verkaufstheke des Ladenlokals gegangen, die das Center-Management des Forum der Oper mietfrei zur Verfügung gestellt hatte.

„Das war mehr, als wir ursprünglich vorgehabt hatten“, gesteht Heide Koch, Marketing-Leiterin der DOR, gegenüber der NRZ. „Mit einer solch anhaltend hohen Nachfrage haben wir anfangs nicht gerechnet. Denn es gibt kein deutsches Theater, das bereits Erfahrungen mit einem so langen Kostümverkauf hat.“ Auch in dieser Hinsicht sei es ein großer Vorteil gewesen, dass Lutz Müller eine Woche nach Verkaufsstart der Oper zusätzlich einen Lagerraum im Forum zur Verfügung gestellt habe, lobt Heide Koch das Engagement des umtriebigen Center-Managers. Das Lager habe sich auch insofern bewährt als Eis und Schnee ansonsten den täglichen Nachschub von Kostümen ausgebremst hätten.

Dieser Vorteil für den Verkaufsladen in Duisburg brachte andererseits einen Nachteil für die Mitarbeiter im Kostümfundus der DOR. „Wir haben unseren Fundusverwalter Frank Schlöder und das Team der Kostümwerkstätten ganz schön in Atem gehalten“, sagt Heide Koch. „Schließlich mussten sich die Kollegen in der Zeit auch noch um drei Premieren in den beiden Häusern kümmern. Das ist schon sehr aufwendig.“ Andererseits sei es für sie jetzt sehr schön, mit einem wieder übersichtlichen Fundus arbeiten zu können, der insgesamt etwa 45.000 bis 50.000 Stücke umfasst.

Wiederholung in 2016?

Das eine oder andere, das bereits für den Kostümverkauf in Duisburg aussortiert worden war, kommt aber wieder zurück. „Na klar haben wir auch Ladenhüter gehabt“, meint Heide Koch. „Obwohl ich das bei einigen Sachen nicht verstehe. Vier Wochen lang hat dort ein pinkfarbenes Kleid gehangen, das war meiner Meinung nach sehr schön. Aber bis zum Schluss hat das niemand gekauft.“ Nun geht es zurück in den Fundus und findet vielleicht bei der nächsten Verkaufsaktion jemand, der es unbedingt haben will.

Doch so bald wird das wohl nicht sein. „Am Samstag, unserem letzten Verkaufstag im Forum stand der Center-Manager Lutz Müller direkt um 9.30 Uhr im Laden und fragte begeistert: Und machen wir das nächstes Jahr wieder? Das hat uns schon sehr gefreut, aber so kurzfristig geht das nicht“, erklärt Heide Koch. Nicht alle Produktionen, die nicht mehr auf dem Spielplan stehen, werden gleich ad Acta gelegt. Manche werden an andere Häuser veräußert, andere nach Monaten wieder aufgenommen. In beiden Fällen muss die Oper auf ihren Kostümfundus bauen können. „Etwas flapsig hab ich am Samstag gesagt, dass die Deutsche Oper am Rhein 2016 hoffentlich 60 Jahre alt wird, und das ein schöner Anlass wäre, diese Art des Kostümverkaufs zu wiederholen“, stellt die Marketing-Leiterin eine Neuauflage vage in Aussicht. Doch bis dahin muss die Opern-Ehe erstmal halten.

Und so hatten alle Beteiligten am letzten Tag des Kostümverkaufs „ein Träne im Knopfloch“ wie Heide Koch unumwunden zugibt. „Wir hatten ein tolles Team mit hoch engagierten Leuten, die eine gute Atmosphäre geschaffen haben. Auch die Kunden haben das sehr genossen. Am letzten Tag haben einige Stammkunden sogar extra Pralinen und Kuchen gebracht, um sich von uns zu verabschieden.“