Eine Idee macht Schule: Nach dem erfolgreichen Auftakt der Kampagne „DU liest“ im Forum und in der Königsgalerie wurde gestern der erste öffentliche Bücherschrank außerhalb des Stadtzentrums eröffnet. Unter dem Motto „Geben, Nehmen, Tauschen, Teilen“ darf fortan auch im Gemeindehaus Ruhrort an der Dr.-Hammacher-Straße nach Herzenslust gestöbert, geschmökert, aber auch mitgenommen werden. Das Angebot umfasst bereits fast 1500 gebrauchte Titel – noch einmal die gleiche Menge Bücher wartet im hauseigenen Lager auf ihren Einsatz.

Suchen nach dem Zufallsprinzip

„Die Resonanz auf unseren Aufruf war riesig“, erklärt Olaf Reifegerste vom Kreativkreis Ruhrort, der das Projekt mit ins Leben gerufen hat und nun betreut. „Die Menschen kamen teils mit Säcken voller ausgelesener Literatur – und nahmen sich im Gegenzug direkt neuen Lesestoff nach Hause mit. Genau so funktioniert der Bücherschrank.“ Dabei stehe das Konzept jedoch nicht in Konkurrenz zu den Stadtteilbibliotheken. Während die Suche im Gemeindehaus eher nach dem Zufallsprinzip geschehe, eigne sich die Bücherei weiterhin vor allem für die gezielte Recherche.

„Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die Bücher nicht nach einem bestimmten System zu sortieren. Der Besuch wird somit jedes Mal zu einer neuen Entdeckungsreise“, weiß Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Duisburg und Initiator von „DU liest“. Lediglich die Kinder- und Jugendliteratur ist in einem separaten Regal untergebracht, um den jüngeren Leseratten die Schatzsuche zu erleichtern. Jene „geordnete Unordnung“ ermutige die Nutzer dann auch zu teils amüsanten Suchkriterien. „Eine unserer Besucherinnen durchforstet den Fundus immer nach Büchern mit persönlicher Widmung. Die Vorstellung, dass das Werk einst mit viel Liebe verschenkt wurde und nun einen neuen Besitzer sucht, gefällt ihr dabei“, berichtet Reifegerste.

Wirklich verblüffend findet Susanne Köckert die vielfältige Auswahl der sich ständig ändernden Sammlung. „Hochliteratur, Reiseführer, Ratgeber und Bildbände: Da ist alles dabei.“ Die 47-Jährige arbeitet ehrenamtlich im Bücherschrank und kümmert sich unter anderem um die Prüfung des Bestands. „Natürlich müssen wir gelegentlich auch mal einen Titel aussortieren. Pornografisches oder rassistisches Material hat in unserer Börse natürlich nichts zu suchen.“

Der Bücherschrank in Ruhrort hat montags von 8 bis 13 Uhr und an den übrigen Werktagen von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Ähnliche Projekte sind in Kürze auch in Marxloh und Meiderich geplant.