Stolz zieht Stadtdechant Bernhard Lücking in die Kirche St. Joseph ein. Zahlreiche Gläubige sitzen ihm zu Ehren am Sonntagnachmittag in dem Gotteshaus und selbst Bischof Franz-Josef Overbeck ist zu diesem Festgottesdienst gekommen. Vor 40 Jahren wurde Lücking zum Priester geweiht. Seitdem steht er im Dienste der Kirche. Doch der Glaube gehörte sowieso schon immer zu seinem Leben dazu. Er hat ihm stets Halt und Orientierung gegeben.

Sinn-Fragen sind aktuell

Aufgewachsen in einer katholischen Familie in Gelsenkirchen, ging es mit den Eltern regelmäßig zum Gottesdienst. „Der katholische Glaube war damals sehr viel ausgeprägter als heute“, erinnert sich der 65-Jährige, der sich schon früh engagierte und beispielsweise als Junge auch als Messdiener den Gottesdienst mitgestaltete. Nach dem Abitur 1966 schrieb sich Lücking schließlich in Bonn, Bochum und Tübingen für Theologie ein. In Tübingen besuchte er nicht nur Vorlesungen für katholische Religion, sondern beschäftigte sich auch mit den Protestanten. Aus dieser Zeit stammt auch sein Interesse und Engagement für die Ökumene. „Es waren wilde Jahre. Wir haben die 68er ja voll mitbekommen.“ Und auch die Kirche war nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Bewegung. Gleichzeitig nahm in der Gesellschaft die Bedeutung der Kirche immer weiter ab, als er sich um eine Aufnahme ins Priesterseminar bewarb. „Meine Eltern waren nicht wirklich überrascht, als ich ihnen die Entscheidung mitteilte.“ Aus seinem Abi-Jahrgang sind übrigens zahlreiche Mitschüler Pfarrer geworden. 1973 wurde Lücking im Hohen Dom zu Essen zum Priester geweiht.

Die großen Fragen – und die Antworten, die die Kirche auf sie hat – seien nach wie vor aktuell, findet Lücking. Nur: „Die Kommunikation muss eine andere werden, damit wir die Menschen wieder erreichen.“ Schließlich habe sich die Kirche und die Wahrnehmung in der Gesellschaft weiter gewandelt. Als Lücking vor sechseinhalb Jahren nach Duisburg kam, musste er die Umstrukturierung der Gemeinde umsetzen. Diese hatte beispielsweise die Zusammenlegung von Gemeinden zur Folge. „In der Innenstadt haben wir viele internationale Besucher, Afrikaner, Kroaten, die ganze Welt in einer Stadt“, beschreibt Lücking. In Duissern und Neudorf sei die Verbundenheit mit „ihrer“ Kirche hingegen eine ganz andere. Das mache sich dann auch an einzelnen Kirchengebäuden fest. „Duisburg ist spannender, weil es so facettenreich ist.“

45 Jahre will Lücking übrigens noch voll machen, wenn es seine Gesundheit zulässt. „Pfarrer sein ist kein Job, sondern ein Beruf, der einem viele Freiheiten lässt.“ Seinen Entschluss, sich für ein Leben in und mit der Kirche entschieden zu haben, hat er noch nie bereut.