Drei „Klassiker“ aus bester englisch-amerikanischer Tanztradition und eine Uraufführung von Ballettdirektor Martin Schläpfer bietet der neue Ballettabend „b.14“ der Deutschen Oper am Rhein, zu dem sich am Samstag um 19.30 Uhr der Premierenvorhang des Stadttheaters heben wird.
Alle Beiträge werden durch das Band romantischer Musik verbunden, wobei Johannes Brahms eine herausragende Rolle spielen wird. Schläpfers Choreografie der 2. Symphonie füllt die zweite Hälfte des Abends voll aus. Doch auch Frederick Ashtons kleineres Ballett für eine Solo-Tänzerin und Klavier, „Five Brahms Waltzes in the Manner of Isadora Duncan“, stützt sich auf die Musik des großen Hamburgers. Und zwei Stücke von Ashtons englischem Landsmann Antony Tudor bieten mit Klängen von Antonín Dvořák und Ernest Chausson stilistisch weniger harte Kontraste als man es von Schläpfers sonstigen Programmen gewohnt ist. Natürlich mit voller Absicht. Schließlich sind alle Arbeiten weniger handlungsorientiert und richten den Blick stattdessen tief ins Innere der Figuren.
Andenken an die großeIsadora Duncan
Ashton und Tudor, die 1988 bzw. 1987 verstorbenen Großmeister des englischen Balletts, verehrt Schläpfer nicht weniger als seinen Hausgott Georges Balanchine. Umso mehr freute es ihn, dass für die Einstudierung der Stücke Gäste gewonnen werden konnten, die in einer besonderen Beziehung zu den Idolen und ihren Arbeiten gestanden haben und selbst als Tänzer und Choreografen auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken können. So etwa Lynn Seymour, für die Ashton die Brahms-Walzer 1975 geschaffen hat. Eine Choreografie in Andenken an die große Isadora Duncan. Ein persönliches Psychogramm von besonderer Intimität.
Donald Mahler, enger Mitarbeiter von Antony Tudor und Direktor des New York Metropolitan Opera Balletts, betreut Tudors ebenfalls psychologisch tiefgründiges Stück über eine komplizierte Zweierbeziehung, „Jardin aux lilas“ (Garten in Lila) aus dem Jahre 1936. Und Tudors 40 Jahre später entstandenes Handlungsballett „The Falling Leaves are Fading“ kreist um die Erinnerung einer alternden Tänzerin an ihre früheren Erlebnisse und Liebschaften. Daraus wird in der Einstudierung des renommierten amerikanischen Choreografen Kirk Peterson ein „Pas de deux“ gezeigt.
Etwa 30 Tänzerinnen und Tänzer widmen sich Schläpfers neuester Arbeit, der großen Brahms-Symphonie. Ihm geht es dabei um die „Auseinandersetzung mit den großräumigen Dimensionen sinfonischer Architektur und ihrer Fruchtbarmachung für seine, ihre Energien immer wieder aufs Neue aus den Musiken ziehende Tanzkunst“.
Schläpfer setzt sich also mit Traditionen des großen klassischen Repertoires von „Giselle“ bis „Schwanensee“ auseinander. Immer unter der Frage: „Wie gehe ich heute damit um?“ Eine Frage, die die Premiere am kommenden Samstag um 19.30 Uhr beantworten wird.