Die IG Metall wächst wieder, 19 000 neue Mitglieder wurden im letzten Jahr bundesweit gezählt. Ist Gewerkschaft wieder „in“?
In Duisburg war sie nie „out“ – die Stadt ist traditionell Gewerkschaftshochburg. Rund 70 000 Mitglieder zählt der Deutsche Gewerkschaftsbund für seine Einzelgewerkschaften zwischen Overbruch und Serm, zwischen Neudorf und Rumeln-Kaldenhausen – jeder siebte Duisburger vom Säugling bis zum Rentner ist statistisch mithin Gewerkschaftsmitglied.
Kaum verwunderlich: Klare Nummer 1 unter den Einzelgewerkschaften ist in der „Stadt Montan“ die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) mit rund 43 000 Mitgliedern. Die starke Stellung der Stahlindustrie als Arbeitgeber in Duisburg spiegelt sich darin wider.
400 neue Mitglieder registrierte die IG Metall-Zentrale am Stapeltor zuletzt Jahr für Jahr, allerdings keinen Mitgliederzuwachs unterm Strich. Der Grund: ein hoher Anteil von Rentnern und Vorruheständlern in den Reihen der Gewerkschaft, die Zahl liegt bei rund 12 000.
Aber bei den aktiven Beschäftigten legte auch Duisburgs IG Metall in einigen der letzten Jahre zu, wobei Gewerkschaftssekretär Dieter Lieske vor allem eines freut: „Gerade junge Leute kommen zu uns.“ Das liege unter anderem an den Schwerpunkten der letzten Tarifrunden, wo es um Beschäftigungssicherung und Übernahmen der Auszubildenden ging: „Das machte bei den Jugendlichen richtig was her.“
Was den Organisationsgrad angeht, hat die Duisburger Metaller-Gewerkschaft ganz klar die Nase vorn. 70 Prozent aller Beschäftigten in den Metallbranchen sind Mitglied, vor allem die Stahlindustrie ist Domäne der IG Metall. Ein paar Zahlen: Bei Arcelor-Mittal sind 95,9 Prozent der Belegschaft organisiert, bei Thyssen-Krupp-Süd 96 und bei der Kokerei Schwelgern 96,5 Prozent.
Für die nächsten Jahre hat sich die IG Metall vorgenommen, ihre Stellung auch in den Handwerksbetrieben auszubauen, wo im Schnitt nur etwa die Hälfte der Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert ist. „Da haben wir Nachholbedarf“, sagt Lieske, verweist aber auch auf Erfolge der letzten Jahre. Wiederum seien es junge Leute, die die Gewerkschaft für sich entdeckten. Auch in Technologieunternehmen, bei Ingenieuren und Technikern sei für die IG Metall „noch Luft nach oben“. Aber auch bei den Angestellten habe man 2012 ein Mitglieder-Plus von 2,1 Prozent erreicht.
Auch bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geht die Zeit schrumpfender Mitgliederzahlen zu Ende. Geschäftsführer Thomas Keuer berichtet von einer „Trendwende gegenüber den Vorjahren“. Und wie bei den Metallern wächst Verdi dort, wo jüngere Menschen arbeiten, etwa in den Kindertagesstätten.