Erstmals durften im Duisburger Stadtwald Tannenbäume geschlagen werden. Lange Schlangen bildeten sich, denn die Bäume sind ökologisch korrekt aufgewachsen - und das lockte viele von weit her.

Alle Jahre wieder „Jagdszenen im Niederwald“. Aber nicht im Unterholz des fernen Sauerlandes, sondern mitten in Duisburg: Am Sonnabend konnten die Duisburger erstmals ganz legal ihren eigenen Weihnachtsbaum schlagen oder schlagen lassen. Zu dieser Premiere im Neudorfer Stadtwald hatte Stefan Jeschke, seit 20 Jahren einer der beiden Revierförster, in das Waldstück nahe dem Akazienweg eingeladen. Und viele, viele kamen: Hunderte Freunde des grünen Nadelgehölzes fanden den Weg zum Forsthaus Akazienberg, tummelten sich auf dem Terrain der 0,25 Hektar kleinen Schonung mit rund 800 Bäumen. Der Sonderverkauf wurde buchstäblich ein durchschlagender Erfolg. Vor der Kasse bildete sich eine lange Schlange: Viele warteten bis zu 90 Minuten.

Familien mit Kindern und Hunden aus Nah und Fern rannten kreuz und quer über das Gelände, suchten sich den Baum ihrer Wahl aus. Unter den Besuchern waren nicht nur Duisburger, sogar aus Köln, Remscheid oder dem Kreis Kleve waren einige angereist. Rund die Hälfte der Besucher sägte sich selbst mit mitgebrachten Sägen ihren Lieblingsbaum. Geschlagen wurde dagegen nur selten: Nur eine Handvoll Kunden schwang selbst die Axt. Wer sich diese Mühe sparen wollte, ließ sich von Sebastian Meyer (35) bedienen. Der Forstwirt trennte mit seiner Motorsäge die Bäume fachmännisch mit einem sauberen Schnitt. Pflegetipps gab es mit auf den Weg. Jeschke: „Ob Tanne oder Fichte - alle Bäume müssen bis zum Fest im Wasser stehen, draußen an einem kühlen Ort gelagert werden.“

Einen relativ guten Schnitt machten auch die Kunden: Im Schnitt zahlten sie pro laufendem Meter für eine Fichte acht Euro, für eine Blaufichte zehn Euro und für eine Nordmanntanne 18 Euro. Das Gefühl, ein passables Schnäppchen zu schlagen, war für viele Grund genug für ihren Ausflug in den städtischen Forst. Doch für den regen Andrang war ein anderer Grund ausschlaggebend : Denn die Weihnachtsbäume im Stadtwald wuchsen alle ökologisch korrekt auf: „Im Gegensatz zu den Weihnachtsbaumplantagen werden die Festbäume im Duisburger Stadtwald ohne chemische Pflanzenschutzmittel, Düngemittel und Wuchshormonen herangezogen, rein ökologisch und biozidfrei“, betonte Revierförster Jeschke.

Forstwirt Meyer: „Die ersten Leute standen hier schon um viertel nach neun. Sie sind froh und überrascht, dass die Stadt so etwas anbietet. Die Resonanz ist sehr gut.“ Nach fünf Stunden Kahlschlag zählten die Forstleute rund 400 verkaufte Bäume. Oh, Tannenbaum!