Duisburg/Wesel.

Warnzeichen für die Innenstadt oder zumindest für den Sonnenwall? Der Herrenausstatter Haffke, einer der letzten verbliebenen traditionsreichen inhabergeführten Modehäuser, verlässt Duisburg.

Filiale aufgegeben

Das hört sich nicht gut an: „Nach einer Standortanalyse“, so heißt es in Anzeigen und in dem Kundenbrief, hat sich der Herrenausstatter entschieden, seine Filiale im Wallquartier aufzugeben. Zugleich hat der gebürtiger Hamborner in Wesel im April ein neues Modehaus eröffnet, das dort als Magnet gefeiert wird.

Auch Ärger mit Stadtbehörden

Nicht dass in der Filiale am Sonnenwall kein Geld mehr zu verdienen ist. Aber Haffke sieht offenbar keine Zukunftschancen für den Standort. 1995 hatte er noch 800.000 Mark investiert, „weil wir an Duisburg glaubten“. Das tut der Herrenausstatter jetzt eben nicht mehr: „Ich weigere mich, schlechter zu werden“, erklärt der 70-Jährige.

6300 Kunden hat Haffke über seinen Abschied aus Duisburg und den Räumungsverkauf bis zum 18. Dezember informiert. Eine stattliche Zahl. Und dennoch: Für hochwertige Herrenmode scheint Wesel ein besseres Pflaster als Duisburg. Haffke lobt das Forum, auch die Königsgalerie, doch insgesamt zweifelt er an der Attraktivität der Innenstadt.

Situation ist entscheidend

Entscheidend ist für Haffke aber die Situation auf dem Sonnenwall: „Haffke passt nicht mehr zum Sonnenwall“, konstatiert der Firmenchef mit bitterem Unterton. Vorbei die Zeit, als sich ein Spezialgeschäft neben dem anderen dort reihte. Fünf Mal statteten Einbrecher überdies seinem Haus in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen unliebsamen Besuch ab. Und von seiner Schneiderin berichtet er, dass sie abends nur noch mit Pfefferspray in der Tasche nach Hause geht.

Nicht gut zu sprechen ist Haffke auch auf die Stadtbehörden: Da waren der Streit um Straßenreinigungsgebühren auf der Untermauerstraße während des Königsgalerie-Baus und „Schikanen“ aus seiner Sicht wegen Park- und Ablademöglichkeiten. So geht Haffke nach 34 Jahren am Sonnenwall auch mit Zorn: „Wir gehen dorthin, wo wir gut empfangen werden.“ Nicht ausschließen will Haffke, dass sein Sohn Marc in Duisburg bald wieder Mode verkauft, vielleicht im Forum oder in der Königsgalerie.

Ein warnender Fingerzeig

Einzelhandelssprecher Wilhelm Bommann sieht in Haffkes Weggang weniger einen warnenden Fingerzeig für die gesamte Innenstadt denn für den Sonnenwall. „Wir müssen überlegen, wie wir das gesamte Wallquartier positiv entwickeln können.“ Die Frequenz sei mit der Königsgalerie eigentlich besser geworden. Zugleich weiß er um eines der hausgemachten Probleme: „Es kann nicht sein, das samstags auf dem Sonnenwall die Geschäfte schon um zwei, drei Uhr schließen.“