Duisburg. Um den Stadtwerke-Chef Hermann Janning ist im Aufsichtsrat ein böser Konflikt losgebrochen. OB Sören Link hat gestern ein Vier-Augen-Vermittlungsgespräch geführt.
Gerne verwendet der Vorstand der Duisburger Stadtwerke das schöne Bild von der grünen Farbe, verbunden mit der Botschaft: „Alles im grünen Bereich“. Doch nachdem seit ein paar Wochen schmerzhaft deutlich wurde, dass bei den Stadtwerken die Gewinne wegknicken und somit auch der Konzernmutter DVV schon in diesem Jahr die notwendigen Millionen fehlen werden, um der Tochter DVG die schier unvermeidlichen Verluste auszugleichen, schiebt sich zorniges Rot ins grüne Idyll.
Arbeitnehmervertreter zeigen Konzernchef rote Karte
Jetzt ist im Aufsichtsrat des DVV-Konzernes ein schwelender Konflikt offen ausgebrochen. Dort haben nach Informationen der NRZ die Arbeitnehmervertreter des Gremiums dem Vorsitzenden des Vorstandes, Dr. Herrmann Janning, zunächst die rote Karte gezeigt und ihm dann in einem Beschwerdebrief an den Oberbürgermeister das Misstrauen ausgesprochen.
Vorwurf: Mehr als 30 Millionen Euro prognostizierte Verluste im Stromgeschäft, ein unerhörter Vorgang, der ja wohl nicht plötzlich vom Himmel gefallen sein könne. Und der Aufsichtsrat verfüge über keinerlei belastbare Informationen.
Konsequenz: OB Sören Link (SPD), selber erst seit ein paar Wochen der neue Vorsitzende im DVV-Aufsichtsrat, hat am vergangenen Freitag und am gestrigen Montag noch einmal mit dem so gescholtenen Stadtwerke-Chef ein Gespräch unter vier Augen geführt. Auch wenn gestern keiner der Beteiligten zu diesem Vorgang irgendeine Auskunft gab, so ist doch klar: Dabei kam die große Unzufriedenheit der Arbeitnehmer(vertreter) mit den Umgangsformen des Konzernbosses zur Sprache.
Und der Vorwurf der Arbeitnehmer-Aufsichtsräte: Die Verluste im Stromgeschäft, die der Stadtwerke-Vorstand auch für die breite Öffentlichkeit völlig überraschend in diesem Sommer bekannt gab, gründeten wohl eher auf unternehmerischen Fehlern vor Ort und weniger auf Verwerfungen an der Strombörse.
Insider indes ahnen: Es geht in diesem jetzt ausgebrochenen Konflikt um viel mehr als nur vordergründig um fehlende Informationen. Mit im Spiel sei da wohl auch das nicht überall goutierte unternehmerische Engagement der Stadtwerke bei der Steag, wie auch die intensive Verbandstätigkeit von Janning und die damit verbundene intensive Abwesenheit des Chefs von seinem Aufgabenbereich.
Vertrauensverhältnis gestört
Das Vertrauensverhältnis zwischen den Arbeitnehmern und ihrem Vorstandschef soll nach Informationen der NRZ nachhaltig gestört und von großem Misstrauen durchsetzt sein. Das sah vor wenigen Monaten noch ganz anders aus: Im März dieses Jahres wurde auf Betreiben der Arbeitnehmervertreter der Arbeitsvertrag von Vorstand Janning vorzeitig um weitere vier Jahre - bis zum Ende 2016 - verlängert. Man wolle damit, so erklärte damals der Betriebsrat, den „Wunsch nach Kontinuität bekräftigen.“
Diese beschworene Kontinuität könnte jetzt ein abruptes Ende finden. Gerüchtweise ist von einer Aufforderung zum Rücktritt wie auch von einer Ankündigung der Freistellung von DVV-Chef Hermann Janning die Rede.