Duisburg. .

Wenn Künstler Gunter Demnig seine Stolpersteine auf den Bürgersteigen verlegt, geht es ihm nicht um tatsächliche Stolpergefahr. Vielmehr sollen die Menschen „mit dem Kopf und mit dem Herzen stolpern“. Auf Duisburgs Gehwegen stolpern Passanten bereits über rund 90 Gedenksteine – gestern kamen drei weitere hinzu: Auf dem Bissingheimer Dorfplatz, an der Haltestelle „Marienhospital“ in Hochfeld sowie vor dem Haus am Pulverweg 52 in der Innenstadt erinnern kleine Messingplatten fortan an das Schicksal dreier Opfer des NS-Terrorregimes. Koordiniert wurde die Verlegung erneut vom städtischen Jugendring.

Opfer wurden denunziert

„Mit dem Stolperstein in Bissingheim gedenken wir Fritz Henkel, der als Systemkritiker von seinen Kollegen denunziert wurde. Die Gedenktafel in Hochfeld wurde für Peter Verhaelen verlegt, der ebenfalls als Oppositioneller von den Nazis ermordet wurde.

Im Pulverweg erinnern wir an Werner Bangert, der als Homosexueller im KZ Sachsenhausen ums Leben kam“, erklärt Christian Ladda, der Geschäftsführer des Jugendrings. „Unserem Wissen zufolge gedenken wir mit dem Stein vor Bangerts Elternhaus zum ersten Mal einem verfolgten Homosexuellen aus Duisburg“, fügt Ladda hinzu.

Der 1917 geborene Bangert besuchte von 1927 bis 1933 die Mercatorschule und das Reformrealgymnasium, bevor er 1938 eine Lehre zum Elektriker begann. Laut Gestapo-Akte verurteilte ihn das Duisburger Landgericht in den Jahren 1941/42 wegen „widernatürlicher Unzucht“ zunächst zu insgesamt 13 Monaten Haft, bevor er im Frühjahr 1942 nach Sachsenhausen deportiert wurde. Dort vermerkte man ihn mit dem Kürzel „BV175“, dem Kennwort für „Berufsverbrecher“, die mehr als einen Mann „verführt“ hatten.

Im Sommer 1942 wurde Bangert gemeinsam mit weiteren „Vorbeugehäftlingen“ Opfer einer gezielten Mordaktion: Durch Folter, langsames Aushungern in Kombination mit schwerster Zwangsarbeit oder Erschießung nach angeblichem Fluchtversuch sollten mindestens 95 namentlich bekannte Männer zu Tode kommen. Bangert erlag den Torturen am 17. Juli 1942. Er wurde nur 25 Jahre alt.

Bei der Stolperstein-Verlegung im Pulverweg waren auch zahlreiche Vertreter Duisburger Schwulen-Vereine anwesend. Die Patenschaft für Herstellung und Einlassung des Steins übernahm der Bochumer Verein „Rosa Strippe“, eine Beratungsstelle für Homosexuelle und deren Familien.