Duisburg. .

Vor dem Kreuz im Paulussaal hat sich die Band aufgebaut. Die Liedtexte werden mit einem Projektor an die Wand geworfen. Die Männer und Frauen preisen den Herrn, singen „Hallelujah“. Es ist Sonntagmorgen, 11 Uhr. Die Kirchenglocken läuten. In der Hochfelder Pauluskirche sitzen rund 30 Leute, um den Worten von Pfarrer Axel Hermann zu lauschen. Nebenan, im Paulussaal des Gemeindezentrums, schaffen sie hingegen noch Stühle heran, weil immer mehr Gläubige kommen. Jeden Sonntag stellt die evangelische Kirche der evangelischen bulgarischen Gemeinde den Raum zur Verfügung. Am Ende beten rund 80 Personen.

Es ist ein Mischung aus andächtiger Atmosphäre und Pop-Konzert. Vorne steht Tanya Angelova. Die 73-Jährige hat in Bulgarien als Lehrerin gearbeitet, in Deutschland ist sie Laienpredigerin. „Was hat euch diese Woche beschäftigt?“, ruft sie den Gläubigen zu. Die stehen auf und berichten, was sich in den letzten Tagen bei ihnen getan hat – und worum sie Gott für die nächste Woche bitten wollen. Einer möchte, dass es seinem Kind gut geht. Ein anderer will, dass ein Mann wieder auf den rechten Pfad gebracht wird.

Blumentopf als Klingelbeutel

„Gott hat unsere Probleme, unsere Armut auf sich genommen. Wir haben die Kraft, die Armut zu überwinden“, erklärt Tanya Angelova. Im Saal haben sie einen Blumentopf zum Klingelbeutel umfunktioniert. Die meisten geben ein paar Euro. Sie sammeln für ihre Gemeinde und Landsleute. In Duisburg überlasst die evangelische Kirche ihnen den Saal als Freundschaftsdienst.

Dann ruft Darina Lazarova einige Bibelstellen auf. Die 50-Jährige ist Pfarrersfrau und kommt ebenfalls aus Bulgarien. In der alten Heimat hat sie mit ihrem Mann Gottesdienste geleitet. Als immer mehr Bulgaren nach Deutschland kamen, wollte sie ihnen hier ein Angebot machen und reiste ihnen hinterher. „Der Glaube ist eine Art Heimat, die uns Kraft gibt. Es hilft, zu glauben, um den Alltag zu meistern“, sagt sie. Ihr Neffe Aziz Bilgin, der schon seit vier Jahren in Duisburg lebt, übersetzt die Predigten auf Deutsch, wenn gewünscht. Doch es kommen selten Besucher vom deutschen Gottesdienst herüber.

Dialogangebot

Darina Lazarova betont, dass es keine Gemeindemitglieder sind, die in Hochfeld für Probleme sorgen. Demnächst will ihr Mann nach Deutschland kommen und den Dialog mit Pfarrer Hermann suchen. „Wir wollen überlegen, wie man die Gruppe noch besser erreichen kann“, bestätigt der deutsche Seelsorger. Der Glaube eint die deutschen und bulgarischen Protestanten.