Duisburg. .

Die Schnotterbellen rollen langsam über die bebenden Lippen Richtung Kinn, die Augen sind tränenverhangen: Max klammert sich auf den Arm von Erzieher Manuel Fimpeler, der an der anderen Hand Dean festhält, der staunend dem Treiben in der Turnhalle zuschaut: Eingewöhnungszeit in der Städtischen Kindertagesstätte Honnenpfad in Wanheim.

Schon jetzt sind von den 85 Kindern 16 jünger als drei. Bis der geplante Anbau fertig ist, sind noch keine Kinder unter zwei Jahren dabei. Sie folgen voraussichtlich im nächsten Sommer, doch die Nachfrage ist jetzt schon enorm, erzählt Einrichtungsleiterin Angelika Krechel. Bis dahin ist Improvisation Trumpf. Ein Raum wurde zum Schlafgebiet umfunktioniert mit vielen kleinen Bettchen und froschbedruckten Decken. Anziehen, ausziehen, Schnuller reichen, Windeln wechseln - schon die Zweijährigen halten die Erzieher auf Trab.

Betrieb von 7 bis 17 Uhr

13 Mitarbeiter mit Stundenkontingenten von acht bis 39 Stunden sind für alle Kinder da, von 7 bis 17 Uhr läuft der Betrieb. Manche Kinder, die 45 Stunden betreut werden, sind länger da als die Erwachsenen. „Da sollte man es ihnen doch nett machen“, findet Nelles.

Für Manuel Fimpeler, der immer noch Rettungsanker für zwei Neulinge spielt, sind die U3-Kinder deutlich aufwendiger: „Sie kennen die Regeln und Grenzen nicht, man muss viel achtsamer sein“, beschreibt er. Die Qualität der Arbeit würde bei noch mehr Kindern immens leiden, ist er sicher. Denn der letzte Landesgipfel zum Thema Kinderbetreuung hatte die kühne Idee, den Mangel an Plätzen durch Gruppenausweitungen zu begegnen. Da fiel der Vorsitzenden des Kinderschutzbundes, Gerhild Tobergte, nur noch der Vergleich zur Hühnerhaltung ein: Da hat dann ein U3-Kind soviel Platz wie drei Freiland-Hähnchen.

Dichtes Gedränge und ansteigender Geräusche-Pegel

Ganz zu schweigen vom Geräusche-Pegel. In der lila Gruppe herrscht dichtes Gedränge, heiß begehrt sind die Spieltische, an denen gewürfelt und gezockt wird. Im Kreativraum ist es erholsam ruhig. Hier entstehen gerade Drachen und die Kinder fragen, ob eine rote Schere schneller schneidet als eine grüne. Ausprobieren!

Nebenan im Frühstücksraum sitzen die ganz Kleinen am Schneewittchentisch. Der ist noch kleiner als die kleinen Kindergartenmöbel, damit die Zwerge Bodenkontakt haben und nicht wie nasse Säcke im Stuhl hängen. Während Tara ihren Teller vom Büfett zum Tisch jongliert und dabei das Erdbeermarmeladenbrot nur knapp vor dem Abschmieren bewahrt, ist Irem untröstlich, wird immer wieder von den Erzieherinnen auf den Schoß genommen. Eine Erkältung plagt sie und die Sehnsucht nach Mama. Da weint Luca aus Solidarität gleich mit.

Vielleicht aber auch, weil er vor seinem Schinkenbrot sitzt und immer noch den Schnuller im Mund hat. Wie gut, dass Martina Nelles ihm den heißen Tipp gibt, vor dem Reinbeißen erst den Schnuller rauszunehmen. Ilias spielt derweil in seiner selbstproduzierten Milch-Pfütze. „Das ist ein Mensch in Gummistiefeln“, erklärt er und spaziert mit den Fingern durch die Lache.

Noch mehr Kinder wären pädagogisch nicht zu vertreten

Martina Nelles hat die Ruhe weg, wischt hier, tröstet da, regelt dort. „Ich fitsch von Baustelle zu Baustelle“, sagt sie und lacht noch dabei. Die Vorstellung aber, noch mehr Kinder zu betreuen, „geht gar nicht. Pädagogisch ist das nicht zu vertreten, und emotional schon gar nicht.“

Sandra Becker bringt ihre Tochter Lilli. Die Fünfjährige hält sich an Mamas Bein fest. „Ein Klammeräffchen“, sagt die Mutter lachend. Dabei ist sie schon eine Große - und braucht trotzdem Zeit, Unterstützung, eine Erzieherin, die sich ihrer annimmt für den Start in den Tag. Für Sandra Becker sind mehr Kinder in einer Gruppe schlicht nicht denkbar. „Bei kleinen Kindern ist der Aufwand riesengroß, vom Windeln bis zum Lösen von den Eltern“, beschreibt sie. Bei zehn Kindern sei das schon schwierig, aber bei 15?