Duisburg. Im Grundschulbereich ist der Mangel an Rektoren Legende: In Duisburg fehlten zum Schuljahrsbeginn sieben Rektoren und 15 Konrektoren. Der Arbeitskreis Schulleitung will Nachwuchs rekrutieren und für die Fachprüfung vorbereiten

„Ich bin einmalig“ steht auf den Selbstporträts, die Schüler an die Tafel geheftet haben. „Ich bin selten“ können die (angehenden) Rektoren von sich behaupten, die in der Grundschule Karolinenstraße in Meiderich das Handwerk Schulleitung trainieren. Der Arbeitskreis Schulleitung, aus Rektoren- und Schulverwaltungskreisen hervorgegangen, will dem Mangel aktiv begegnen und hier potenziellen Kandidaten unter die Arme greifen, sie coachen und durch die Revision genannte Fachprüfung bringen.

Stippvisite beim nachmittäglichen Lehrertreff, den Rene Wittinghofer, Schulleiter der Karolinenschule, leitet. Nicht ganz uneigennützig, ist er derzeit doch nicht nur für seine, sondern auch für die Grundschule in Laar mitverantwortlich, hat weder hier noch dort einen Konrektor. Aber engagierte Lehrer, die ihn unterstützen: Andrea Malessa und Rainer Seuchter unterrichten in Laar, vertreten parallel den Schulleiter und lernen zugleich das Handwerk. „Wir fühlen uns da zu Hause, fühlen uns verantwortlich“, erklären sie ihre Beweggründe.

"Wenn die beiden nicht wären, wär oft keiner ansprechbar"

„An einer anderen Schule würde ich keine Leitungsfunktion übernehmen, aber unser System kenn ich, ich kann Einfluss nehmen“, begründet Malessa. Und Wittinghofer ist froh: „Wenn die beiden nicht wären, wär oft keiner ansprechbar.“ Er versucht, Nachwuchs zu akquirieren, „hier bin ich aber so fair, die Realität darzustellen“. Etwa mit Fallbeispielen. Ist die spontane Reaktion, das Gefühl, das man zu einem Vorfall hat, auch rechtlich korrekt?

Und so wälzen die Arbeitskreis-Teilnehmer in einem telefonbuchdicken Rechtsrahmen und suchen die Paragrafen heraus, die besagen, ob man als Schulleiter einer bauchfrei bekleideten Referendarin in Hot Pants eine angemessenere Bekleidung nahelegen darf. Man darf, der Weg dahin ist aber ein umständlicher, mehrere Schulgesetze in Kombination sind nötig. Logisch, dass das kein Lehrer aus dem Stand weiß.

Warum tust du dir das an? hören alle Teilnehmer aus Kollegen-Kreisen. Die Verantwortung groß, der Zuverdienst gering, nach Feierabend noch mal die Schulbank drücken, „lohnt“ sich das überhaupt? Für viele ist es eher eine Frage des Interesses, des Handlungsfeldes. „Ich habe eine Affinität zu den Themen Recht und Verwaltung, unterrichte aber auch gern, die Kombination find ich gut“, erklärt ein Lehrer. „Schulleitungs-Mitglieder sind Überzeugungstäter, weil sie es wollen und weil sie es können“, ergänzt ein anderer. Jessica Plonka sagt: „Es macht Spaß, etwas umzusetzen für die Schule, für die Kinder.“