Duisburg..
Das eigene Kind allein reisen zu lassen, ist vielen Eltern ein Gräuel. Gerade wenn das Ziel Hunderte Kilometer von der Heimat entfernt liegt, fährt oder fliegt stets ein Stück Ungewissheit mit. Um diesen Ängsten vorzubeugen, haben die Bahnhofsmissionen und die Deutsche Bahn ein Projekt etabliert, das sich auch in Duisburg einer immer größeren Beliebtheit erfreut: Bei „Kids on Tour“ kümmern sich bis zu zwei erwachsene Begleiter um maximal zehn Kinder und Jugendliche, die gemeinsam als Gruppe in den Zug steigen.
Es handelt sich ausschließlich um erfahrene Kräfte der Bahnhofsmission, die für die jungen Reisenden nicht nur ein potenzieller Spielgefährte, sondern manchmal sogar vertrauensvoller Ansprechpartner sind. Beate Klein ist eine von ihnen.
Zwei Strecken im Angebot
Die 55-Jährige aus Rumeln-Kaldenhausen übernimmt nun schon seit 2009 diese verantwortungsvolle Aufgabe. Und es macht ihr nach wie vor einen Riesen-Spaß. Auf den zwei angebotenen Zugstrecken Köln – Hamburg und Düsseldorf – Berlin sorgen sie und ihre Mitstreiter dafür, dass die 6- bis 14-jährigen Kinder und Jugendlichen unterwegs in guten Händen sind.
„Auch wenn ich die Touren jetzt schon sehr oft gefahren bin, geht die Zeit nach wie vor sehr schnell vorbei“, erzählt die Begleiterin. Die Kleinen wollen meistens etwas aus dem Spielekoffer haben, der bei „Kids on Tour“ stets zum Reisegepäck zählt. Die Älteren beschäftigen sich lieber mit ihren Spielekonsolen. „Aber einige wollen sich auch lieber unterhalten“, sagt Beate Klein. „Etwa über ihren Trennungsschmerz.“
Womit wir bei den Zielgruppen dieses besonderen Angebotes wären: „Einige sind Scheidungskinder, die am Wochenende das getrennt von ihnen lebende Elternteil besuchen“, erzählt Bodo Gräßer, Leiter der Duisburger Bahnhofsmission. Andere besuchen in der Ferne lebende Großeltern oder Freunde. Rund 6000 junge Fahrgäste machten allein im Vorjahr vom Angebot Gebrauch, allein in Duisburg waren es 210. Und das zu einem erstaunlichen Preis: „Neben den Kosten für die Fahrkarte muss ein Betrag von 30 Euro gezahlt werden“, erklärt Gräßer. Die Begleiter erhalten für ihren stundenintensiven Aufwand hingegen nur eine Aufwandsentschädigung. „Die Meisten machen das nicht des Geldes wegen“, weiß Gräßer.
Im Verbund mit der Düsseldorfer Bahnhofsmission stehen 13 Begleiterinnen und Begleiter zur Verfügung, sechs davon kommen aus Duisburg. Die zwei Frauen und vier Männer weisen eine Altersspanne zwischen Anfang 20 und Mitte 60 auf. Sie alle arbeiten nicht nur langjährig mit, sondern haben zudem eine Extraschulung absolviert. Dazu gehört etwa ein Erster-Hilfe-Kurs am Kind sowie drei Probetouren mit einem erfahrenen Begleiter. „Und jeder muss natürlich ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen“, so Gräßer.
Das Prozedere sieht so aus: Die Eltern bringen ihr Kind in die Bahnhofsmission. Von dort aus geht die Gruppe geschlossen zum Bahnsteig und auf die reservierten Plätze im Zug. Der Begleiter hat eine Liste, welches Kind an welchem Bahnhof aussteigt. Dort wartet an der Zugtür jeweils eine Kraft der dortigen Bahnhofsmission.
Die abholende Person kann sie nur in den dortigen Räumlichkeiten abholen. „Die abholende Person muss zudem im Vorfeld namentlich genannt werden, sie muss sich vor Ort ausweisen und sie darf auch nicht kurzfristig durch einen Vertreter ersetzt werden“, sagt Gräßer. Aber diese strengen Regeln nehmen ein weiteres Stück Elternsorge.