Stadtmitte. .

Schätzungsweise 70 000 chinesische Schriftzeichen gibt es – da kann man schonmal durcheinander kommen und ehe man es sich versieht, hat man „Bratwurst“ statt „Glück“ auf dem Arm stehen. Damit kein Malheur passiert, bietet Professor Kuanhua Xu vom Konfuzius-Institut im Rahmen der Ausstellung „Chinesische Dinge“ in der Cubus-Kunsthalle eine Tattoosprechstunde an. Dem feinen Herrn, der sowohl in Duisburgs Partnerstadt Wuhan als auch in Deutschland lebt, liegt übrigens jegliche Begeisterung für Körperschmuck fern. Aber er soll ja auch nur beraten.

Das Herz sieht aus wie ein Topf

„Tattoos gehören eher zur europäischen Kultur, bei uns sind nur sehr wenige Menschen tätowiert“, erklärt er. Auf Nachfrage übersetzt er Namen wie Brigitte in chinesische Schrift. „Brigitte“ gibt es nicht, nur „Birjita“, aber damit kann sich die Dame anfreunden. Ihr Name besteht aus drei Zeichen, eines davon sieht aus wie ein kleines Häuschen. Das Zeichen für „Herz“ erinnert eher an einen überkochenden Topf, ausgesprochen wird es übrigens „Xin“, aber dann gibt es noch eines für das organische Herz und manchmal malen sie auch das in Deutschland verwendete Zeichen. „Es kommt eigentlich nicht drauf an, ob man sich die Schrift waagerecht oder senkrecht tätowieren lässt, das ist Geschmacksache.“ Wer die Sprache beherrschen will, muss übrigens lange üben, denn auf die Betonung der Silben wird ebenfalls geachtet.

„Wir dachten, dass viele Leute chinesische Schriftzeichen an ihren Körpern tragen und es sich deshalb anbieten würde, die Zeichen zu erklären“, sagt Claudia Schäfer von der Cubus-Kunsthalle, die die Beratung organisiert hat. Wer der Sprache nicht mächtig ist, könne sich schließlich nicht sicher sein, ob der Tätowierer auch wirklich das richtige Symbol gewählt hat.

Individuelle Bilder gefragt

Dabei sind die chinesischen Schriftzeichen längst von anderen Bildern abgelöst worden, wie etwa Dennis Schneider vom Studio „Tattoowahn“ erzählt. Sterne sind gefragt oder andere fantasievolle Gebilde. Oft auch ausgemalt mit bunten Farben. Viele Individualisten kommen mit selbstgemalten Zeichnungen oder lassen sich von Schneider ein einzigartiges Bild unter die Haut stechen.

Catrin Altzschner schaut auf ihren Arm. Kuanhua Xu malt ein Zeichen, um ihr zu demonstrieren, wie das Wort auf ihrem Oberarm wirken würde. Ihr gefällt’s, aber ob sie die Schrift für immer möchte? Die Entscheidung kann ihr der Professor nicht abnehmen, er kann nur helfen, dass der Tätowierer keinen Schreibfehler einbaut.