Dellviertel.

Die Idee kam Susanne Breidenbach, als sie durch die USA reiste und die Amerikaner in ihren Garagen alles anboten, was sie nicht mehr brauchten. „Das können wir auch machen, unsere Garage ist ja groß genug“, dachte sie sich und lud Bekannte und Nachbarn von der Böningerstraße zum Trödeln ein. Die Nachbarschaft, da sind sich alle einig, könnte besser nicht sein.

Beintrainer für den Fernsehabend

Die Anwohner haben die Bürgersteige okkupiert, verkaufen alles, was die Keller hergeben. Silvia Schreiber hat Bekannte auf der Straße wohnen. Sie selbst kommt aus Mülheim und hat Porzellan, alte Taschen und einen Beintrainer eingepackt. „Das ist doch praktisch. Da kann man lesen und Sport machen“, sagt Claudia Jakobs, als sie das Sportgerät entdeckt. Ein bisschen zweifelt sie noch, ob sie das Teil auch wirklich benutzen wird. „Das gehörte meiner Mutter. Ich habe ihr damals gleich gesagt: ,Mutti, dass muss ich wieder auf dem Trödel verkaufen’“, erzählt Silvia Schreiber und preist das Gerät an. „Für nen Zehner. Und ne schöne Tasche, wo sie das Teil reinpacken können, hab ich hier auch noch. Für fünf Euro“, sagt sie geschäftstüchtig. „Taschen näh’ ich lieber selbst“, schlägt Claudia Jakobs das Angebot aus. Doch damit ist das Verkaufsgespräch noch lange nicht beendet: Am Ende nimmt sie neben dem Beintrainer noch ein paar Suppentassen mit. „Suppe geht immer.“ Die Freundin schaut etwas verzweifelt. Sie ahnt wohl, was demnächst aufgetischt wird. Auch Verkäuferin Silvia Schreiber ist zufrieden. „Der Markt ist zwar klein, aber die Leute kaufen.“

Apropos: „Es ist noch Suppe da!“, schallt es aus der Garage herüber. Hier, wo alles begann, verkaufen sie nun Kuchen und eben Gazpacho oder Linsensuppe. Felix Rahne, im Hauptberuf Architekt, der sein Büro auf der Böninger straße hat, schenkt Wein und Espresso aus. Im Nebenberuf sind er und seine Frau nämlich Betreiber der Espressobar „Mimi e rosa“ und damit wie gemacht für so einen Garagenverkauf.

Die Nachbarn haben auch gekocht, einer schleppt gerade Löffel aus seiner Küche an und an kleinen Tischen vor der Garage machen es sich die Besucher gemütlich. In einer Ecke klampft Jupp Götz. „Solche Initiativen finde ich gut.“ Also spielt er, was ihm gerade einfällt gegen Kuchen und Espresso als Gage. „Das ist echt nett hier.“

Spontane Oldtimerschau

Das finden auch die Anwohner, die sich dank der Straßenfeste in den vergangenen Jahren viel besser kennen gelernt haben. „Ich finde es wichtig, dass man sich ein bisschen kennt“, erklärt Susanne Breidenbach. Die Straße habe Geschichte, ihr Haus wurde 1924 gebaut und gerade unter Denkmalschutz gestellt. „Das ist hier eine tolle Nachbarschaft“, bestätigt auch Ruth Heselmann. Susanne Breidenbach, leidenschaftliche Gärtnerin, bietet eine Pflanzenberatung an und weil ein paar Oldtimerfreunde zu ihrem Bekanntenkreis gehören, gibt’s noch einen kleinen Korso samt Vespa durchs Dellviertel.

Die nächste Neuauflage ist schon geplant, es haben sich noch mehr Anwohner gefunden, die gerne mitmachen möchten.