Duisburg.

Kritiker könnten der Denkmalbehörde einen Tunnelblick vorwerfen: Ausgerechnet eines der schäbigsten Bauwerke des Ruhrgebiets soll unter Schutz gestellt werden - der Matena-Tunnel. Die 400 Meter lange Unterführung anno 1914 ist nichts für depressive Gemüter. Wenn man einen Albtraum in Beton gießen würde, sähe er genau so aus.

Doch der Grusel-Faktor hat die graue Röhre berühmt gemacht: Etliche Schimanski-Krimis haben hier ihr Schmuddel-Image gefeiert, seitdem wählt die Filmindustrie den Tunnel immer wieder als Charakterdarsteller. Historischen Wert hat der Matena obendrein, weil er einst zum Dorf Alsum führte, das 1965 der Stahlindustrie weichen musste.

Bröseliger Bau und Wasserschäden

Der Bau bröselt, Kacheln sind abgefallen, Wasserschäden sorgen für faulige Flecken. Weil die Straße abknickt, sieht man nicht mal Licht am Ende des Tunnels. Es läge nahe, dass der angeblich so bodenständige Ruhrpötter bollerte: „Wech mit dat olle Ding!“ Von wegen.

Als die Duisburger NRZ-Redaktion über die Denkmal-Pläne berichtete, kam eine Welle von wohlwollenden Leser-Briefen. Die Bürger stehen zu diesem dunklen Stück Duisburg wie damals James Joyce in seinen legendären Kurzgeschichten zu „dear dirty Dublin“, seinem „geliebten dreckigen Dublin“.

Dear dirty Duisburg! Jau, der Ruhri ist romantisch, sieht die Schönheit im Schäbigen, schwätzt nicht, wie die Münchner Filmleute, von „Location“ und „morbidem Schick“ und flieht dann hurtig zu Alpengipfeln und Geranien.

Ob der Tunnel denkmalwürdig wird, entscheidet bald die Bezirksvertretung. Längst entschieden: Die Liebe der Duisburger zu ihrer Stadt ist denkwürdig.