Duisburg..
Die gelbe Abstandslinie auf dem Boden: selbstverständlich in jeder Bank, an jedem Bahnschalter und an anderen Orten, an denen über persönliche und vertrauliche Dinge gesprochen wird. Diskret soll es auch in Apotheken zugehen
Wer hat schon gerne, wenn der Kunde am Nachbarschalter lauscht, während man sich gerade eine Creme gegen den lästigen Fußpilz empfehlen lässt. Dass in den Medikamentenhäusern künftig eine vertraulichere Atmosphäre herrscht, dafür soll die neue Apothekenbetriebsordnung des Bundesgesundheitsministeriums sorgen.
Vertrauliche Gespräche
Demnach sollen Apotheken selbst nach Kräften darauf achten, dass andere Kunden nicht mithören können, insbesondere nicht beim Kauf von Medikamenten (§ 4). Anweisungen, wie genau die Häuser die Forderung umzusetzen haben, sollen folgen. Von einer Abstandslinie bis zu separaten Gesprächsräumen ist dabei alles möglich – zum Leidwesen der Apotheker.
„Diskretion in Apotheken ist wichtig und richtig. Die Verordnung geht ja mit zurück auf unsere eigenen Anregungen“, erklärt Hans-Joachim Krings-Grimm, Vorsitzender des Apothekerverbandes Duisburg. „Wenn es allerdings zur Pflicht wird, durch aufwändige Baumaßnahmen für Abschirmung zu sorgen, geht das einen Schritt zu weit.“
"Wir lassen das auf uns zukommen"
Informationen über die Umsetzung der Verordnung habe auch Krings-Grimm, selbst Inhaber der Rothe Apotheke in Hamborn, noch nicht erhalten. „Wir lassen das auf uns zukommen.“
Dabei sehen sich viele Apotheken in puncto Diskretion schon jetzt gut aufgestellt. „Wir haben in unseren Häusern eine eigens verschließbare Beratungskabine für sehr sensible Fragen. In unserer großen Apotheke haben wir zudem zwei Schalter mit Beratungsstühlen ausgestattet – da kann niemand mithören“, erklärt Georg Kuchler, unter anderem Inhaber der Malteser-Apotheke in Meiderich. Das Fehlen genauer Ausführungsbestimmungen beunruhige ihn nicht, erklärt Kuchler, aber: „Wenn an jeder Kasse eine Box entstehen muss, stehen viele Häuser vor einem Problem.“
Beratungsecken für intimere Gespräche
Auch die Berg- und Hütten-Apotheke in der Innenstadt verfüge über Beratungsecken für intimere Gespräche. „Auf Wunsch schaffen wir gerne ein vertrauliche Atmosphäre“, sagt Inhaber Hans Jung. „Aber ich bin überzeugt, dass es auch bei Banken und Ärzten nicht immer möglich ist, Diskretion vollständig zu wahren. Eine gelbe Linie auf dem Boden finde ich deshalb lächerlich.“
Das städtische Gesundheitsamt in Person der Amtsapothekerin ist zuständig dafür zu kontrollieren, wie die Apotheker die Bestimmungen umsetzen.
Keine Kontrollen
In Stellvertretung für die erkrankte Duisburger Kollegin lässt die Essener Amtsapothekerin über das Presseamt ausrichten, für regelmäßige Kontrollen seien die meisten Ämter ohnehin personell nicht ausreichend besetzt. Dafür stände man den Apotheken im Vorfeld beratend zur Seite.
Wann genau konkrete Hinweise zur Umsetzung folgen, ist offen. Vielleicht belässt es das Ministerium aber auch bei der derzeitigen, offen formulierten Verordnung, um die apothekerische Fantasie bei der Diskretionswahrung nicht zu beschneiden.